Ein Ort der Stille und Einkehr

Die Ermitage Arlesheim wurde vor 240 Jahren als Landschaftsgarten im englischen Stil angelegt. Sie liegt unweit des Goetheanum und gehört zu den schönsten und bedeutendsten Landschaftsgärten in der Schweiz.


Besuchenden öffnet sich eine Naturoase mit einem Bach, Seen und labyrinthisch angelegten Wegen gleich einer Märchenlandschaft, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die Ermitage wurde 1785 als ‹Solitude romantique près d’Arlesheim› von Balbina von Andlau-Von Staal (Gattin des bischöflichen Landvogts von Birseck) und ihrem Vetter, dem Domherrn Heinrich von Ligertz eröffnet. Flanierend ließ sich die Natur genießen, hoch oben thronte die bereits 1234 erbaute Burg Birseck. Während der Französischen Revolution im Jahr 1793 zerstört, wurde die Burg als romantisch anmutende Ruine in den Landschaftsgarten aufgenommen. Im Jahr 1997 wurde schließlich die ‹Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck› gegründet, die sich den Erhalt und Fortbestand der Ermitage – einem Ort der Stille mit 35 Stationen – zur Aufgabe gemacht hat.

Oben im Schlossgelände, zu Füßen der ehrwürdigen Ruine, ist seit Ostersonntag jeden Mittwoch- und Sonntagnachmittag von 14 bis 17 Uhr das ‹Café Weidhof im Schloss Birseck› wieder geöffnet. Neue Gastgebende sind Gerd-Mari Savin-Nordström und Thomas Meier. Sie bewirten ihre Gäste mit selbst gebackenem Kuchen und laden in den Vorhof oder in die von ihnen selbst stilvoll eingerichteten Innenräume des Weidhofs ein. In den geschichtsträchtigen Räumen entsteht ein Ort für neue Begegnungen und Gespräche, die dazu einladen, wiederzukommen.

In der Eröffnungswoche des Cafés hatten die Gastgeber zudem Eunike Engelkind mit ihrem Stück ‹Parsifal› nach Richard Wagner eingeladen. Trotz des zeitgleich stattfindenden, ausverkauften Bühnenweihfestspiels mit Eurythmie im Goetheanum waren alle Plätze besetzt. Aufbauend auf Wagners Libretto und ergänzt um die Verse Wolfram von Eschenbachs brachte die Schauspielerin diesen für uns Heutige so bedeutenden Weg des Parzival zur Aufführung. Das Ambiente könnte nicht stimmiger sein, sollen sich doch vor Jahrhunderten einzelne Begegnungen des Parzival auf dem Weg zur Gralsburg hier in den Höhlen der Ermitage ereignet haben. Eunike Engelkind führte in 70 Minuten und in sieben selbst übernommenen Rollen uns Zuschauer sprechend, spielend und als Mezzosopran singend durch die Dramatik des Stücks. Das Geschehen entfaltete sich in klarer, anmutiger Sprache und ließ die Protagonisten lebendig vor unseren Augen erstehen. All dies geschah so unmittelbar und nahe, als wäre es Teil des eigenen Lebens. Aufgrund der klaren und fein nuancierten Sprache konnte dem Inhalt sehr gut gefolgt werden, weshalb es sich das Stück auch gut als Hinführung zu Wagners ‹Parsifal› eignete. Vielleicht gibt es dazu im kommenden Jahr die Gelegenheit, mit Aufführungen im Grundsteinsaal?

Erfreulicherweise werden im Café Weidhof nun regelmäßig kulturelle Ereignisse stattfinden. Beispielsweise singen Elizabeth Davidson (selbst geschriebene Lieder zur heiligen Odilie) oder die Sopranistin Verena Krause. Die Dichterin Barbara Groher und die Akkordeonistin Vivianne Chassot werden am 29. Juni um 17 Uhr anlässlich des 240-jährigen Bestehens der Ermitage ein sprachlich-musikalisches Kunstwerk erklingen lassen. Am Sonntag, dem 24. August, um 11.30 Uhr findet auf dem Karussellplatz wieder die traditionelle Matinee mit dem Ensemble Dúil statt, bei dem vier Musiker traditionelle irische Volksklänge spielen. Zuletzt sei noch auf das soeben erschienene Buch ‹Die Ermitage in Arlesheim. Ein Paradies im Grünen› aufmerksam gemacht. In der Tradition historischer Gartenführer schreiben Sibylle von Heydebrand und Vanja Hug über die Bedeutung der Ermitage und deren geschichtliche Entwicklung. Ein Schwerpunkt des Buches ist die Erläuterung des 1785 angelegten und 1812 erweiterten Rundgangs, der auch heute noch besteht und in manche Geheimnisse einführt. So können auch nach 240 Jahren noch neue Begebenheiten entdeckt werden.


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Bild Kolorierter Stich der Burg Ermitage, o. J. (nicht signiert)

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