Die tiefsten Einsichten sind oft – vielleicht immer – auch die einfachsten Erkenntnisse. «Der Mensch wird nur unter Menschen ein Mensch.» Dieser Satz des Philosophen Johann Fichte ist solch ein einfaches Wort, und doch braucht es ein langes Leben, um diesen Satz zu ergründen, auszuloten, leben zu lernen. «Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer», dichtet der andere Johann, Johann Wolfgang von Goethe. So wie der Geist selbst einfach und elementar ist, so sind es auch die Wege zu ihm. Kaum ein Lebensfeld zeigt das eindrucksvoller als die Eurythmie. Ich frage Stefan Hasler, auf was es denn in einem Eurythmiekurs ankomme, und er antwortet mir: «Auf wenige Worte! Was in all diesen Momenten gemeinsamer Eurythmie berührt, ist die unmittelbare und direkte Bewegungserfahrung – diese Erfahrung ist es, was spricht.» Dann greift Hasler zum Bild: «So wie Kinder in ihrer Gestik und Mimik echt und unmittelbar sind, so können wir Erwachsene auch sein, wenn wir erleben, was und wie wir uns bewegen, wenn die Gebärde Erlebnis wird. Wir bewegen uns schön, und das berührt uns.» Was sind die Bedingungen? Stefans Antwort ist kurz, zwei Worte, die sich scheinbar widersprechen: «Nüchternheit und Freude.» Da wird es wieder ganz einfach – so wie bei allem Kindlichen, so bei den tiefsten Einsichten.
Das Zitat von Johann Fichte ist Titel der Festschrift ‹50 Jahre Stiftung Humanushaus›.
Bild Eurythmie am Arbeitsplatz mit dem Küchen- und Hauswirtschaftsteam der Klinik Arlesheim. Foto: Nicolai Rissmann
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