Angesichts der Höflichkeit, mit der uns manche Chat-Apps antworten, kam in einer Redaktionssitzung die Frage auf: Sollten wir auch Danke sagen?
Mein Vater gab unseren Haushaltsgeräten immer Namen. Wir bedankten uns bei unseren Autos, wenn sie uns sicher irgendwo hingefahren hatten. Ich musste lächeln, als ich neulich hörte, wie meine Schwester «Danke, Rosie» rief. Sie antwortete auf ein Piepsen aus der Küchenecke. Rosie ist ihr Staubsaugerroboter, der signalisierte, dass er auf seiner Ladestation geparkt hatte.
Danken beansprucht unser ganzes Wesen. Unsere Gefühle freuen sich über das, was wir bekommen haben. Unser Verstand erkennt, dass wir ein Geschenk erhalten haben von jemandem. Mit unserem Willen sprechen wir unseren Dank aus. Das stiftet eine Beziehung. Der Kassiererin Danke zu sagen, die mir gerade meine Quittung ausgehändigt hat, ist meist eine höfliche, aber kulturell verwurzelte Gewohnheit. «Danke für diesen herrlichen Tag!» kommt mehr von Herzen, aber zu wem spreche ich? Es ist meist nur ein Ausdruck der Freude. Dankbarkeit ist mehr. Dankbarkeit auszudrücken, ist ein Akt, der die Beziehung zwischen Empfangenden und Gebenden stärkt. Sprache zu benutzen, um Dankbarkeit auszudrücken, ist eine einzigartige menschliche Eigenschaft.
Wenn ich einer Maschine danke, mit wem oder was stehe ich dann in Beziehung? Rosie ist eine Ansammlung von Materialien, aus der Erde gewonnen und von Menschen neu zusammengestellt, um unseren Bedürfnissen zu dienen. Ich würde sagen, alle die beteiligten Wesen, einschliesslich der Menschen, verdienen unsere Dankbarkeit. Wenn ich jedoch einer Maschine oder einer Chat-App Danke sage, geht es mir weniger darum, Technologie zu vermenschlichen, sondern vielmehr darum, das zu bewahren, was mich wirklich menschlich macht. Es ist meine Fähigkeit, mir der Wirkung meiner Dankbarkeit bewusst zu sein, sowohl auf mich selbst bezogen als auch auf die Dinge oder Wesen, denen mein Dank gilt.
Foto Jan Antonin Kolar/Unsplash
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