Zum Buch ‹Von Heilpflanzen, Engelwesen und kosmischen Rhythmen› von Walpurga Johanna Nägeli-Ganz.
Am Jahresanfang hatte ich mit Marianne Schubert ein Gespräch über das im Herbst 2024 erschienene Buch über Walpurga Johanna Nägeli-Ganz (1924–2019) ‹Von Heilpflanzen, Engelwesen und kosmischen Rhythmen›. Zunächst wollte ich von ihr wissen, wie sie Walpurga Nägeli kennengelernt hat.
Durch ihre langjährige Arbeit am Goetheanum war Marianne Schubert mit Mathias Ganz, dem Halbbruder von Walpurga Nägeli, der im Baubüro arbeitete, befreundet: «Er hat mir immer wieder von Walpurga erzählt – denn sie ist ja die Tochter der Roten Gärtnerin, wie Rudolf Steiner Antonie Ritter-Ganz, seine Gärtnerin, nannte.» Rot, weil sie oft rot gekleidet war.
Als Marianne Schubert sich an ihr erstes Buch ‹Man schaue, was geschieht. Rudolf Steiner als Landschaftsarchitekt am Goetheanum› machte, wollte sie unbedingt wissen, was Walpurga Nägeli zu den Pflanzenangaben zu Quitte, Hasel und Walnuss von Rudolf Steiner wisse. Zu jenem Zeitpunkt hielt sich Walpurga Nägeli in der Klinik Arlesheim auf und Marianne Schubert konnte sie dort besuchen. «Meine Frage bestätigte sie umgehend: Quitte um das Glashaus, Hasel um das Heizhaus und Walnuss am Bau. – Dann war ich natürlich neugierig auf ihr Häuschen mit dem wunderschönen Garten auf dem Hasliberg und hatte dann auch Gelegenheit, sie dort zu besuchen. Unser Gespräch begann im Garten des Goetheanum und landete bei den Felsen, die man durch ihr Stubenfenster auf der anderen Seite des Tals sah. Während sie vom großen Elementarwesen, das dort lebt, sprach, bildete sich über dem Felsen ein Regenbogen. Ich hatte das Gefühl, dass ich bei einer Frau saß, die in dieser Elementarwesenswelt zu Hause ist. Sie sprach absolut authentisch.»
Später traf Marianne Schubert sie im Altersheim Rüttihubelbad bei Bern, wo ihr Walpurga Nägeli sehr einfühlsame Seelenbeschreibungen ihrer Mitbewohnerinnen und Mitbewohner sowie der Pflegenden vermittelte. Auf die Frage, was ihr als Landschaftsarchitektin dieses Buch bringe, ist es Marianne wichtig, dass sie anlässlich einer Landwirtschaftstagung am Goetheanum eine Ausstellung von kleinformatigen Zeichnungen von Walpurga Nägeli hat organisieren können. «Sowohl der Druck dieser Aquarelle als auch das gewählte Format des Buches bringen die Abbildungen beeindruckend nahe an die Qualität der Originale. Das Leuchten und die kräftige Farbigkeit – es sind ja nicht zarte Pastelltöne – kommen auch hier durch. An dem Buch hat unter Mithilfe der ganzen Familie vor allem Rudolf Andreas Nägeli gearbeitet, und einfach schon die Auswahl, die aus den über 800 Aquarellen von Walpurga getroffen wurde, ist passend, überzeugend und genügend. Man kann sich jeden Tag in eines der Pflanzenbilder, der Engelbilder, der Bilder zu den Jahreszeiten oder Jahresfesten vertiefen. Sie mögen durch ihre Gegenständlichkeit und ‹Kindlichkeit› zunächst einfach wirken; aber je länger man sich damit beschäftigt, umso besser versteht man, wie sie die kosmische und terrestrische Seite dieses Haselstrauchs» – wir schauen uns gerade Seite 79 an – «und deren Zusammenwirken beschreibt, und leise bemerkt man, wie sie einen in dieses nicht sinnlich Wahrnehmbare hineinführt. Ohne etwas lesen zu müssen, kommt man alleine schon durch die Bilder auf der rechten Seite des Buches in eine Wesenswelt. Das gibt einem schon sehr viel. Dann findet man auf der linken Seite kleine Texte verschiedenster Autoren und Zitate aus Briefen oder auch Gedichte von Walpurga Nägeli; jedes Bild wird – kurz, prägnant und hilfreich – erklärt. Diese Texte sind sauber recherchiert und sachlich gehalten. So werden alle Teile meines Menschseins angesprochen – das Denken, das Erleben und das Sich-Inspirieren-Lassen, denn so mancher spricht von Heilkräften, die von diesen Bildern ausgehen. Dieses Buch ist mir wie ein Werkzeug, um in diese Welt einzusteigen und es kann mich durch den Jahreslauf begleiten.»
Die Kraft liegt nicht nur in den Bildern selbst, sie liegt bereits im Verständnis, das Walpurga Nägeli dieser Elementarwesenswelt entgegenbringt. So findet sich etwa zur Goldrute eine wunderbare Beschreibung von ihr in einem Brief Anfang der 1990er-Jahre an Ursula Kehlert auf Seite 76: «Nachts bürstet sie den Sternentau vom Himmel und leitet ihn über die Blätter zur Erde. Sie wächst auf Schuttplätzen und Einöden und verstreut überall ihr Gold.»
Das tönt wie ein Märchen … «Ja, sie führt uns sowohl mit ihren Bildern als auch den Texten, die von ihr publiziert sind, authentisch an ihre Wahrnehmungswelt heran, so wie sie es sieht. Jedes Bild spricht unmittelbar von einem in sich geschlossenen und erschlossenen Kosmos, der nicht intellektualisiert ist.»
Ein ganzes Kapitel des Buches gibt Gelegenheit, sich mit Walpurga Nägelis ungewöhnlicher Biografie, die deutlich macht, wie sehr sie ein Leben lang in der Geistwelt geforscht hat, auseinanderzusetzen. – Eine Anekdote wollte Marianne Schubert noch beisteuern: «Sie wurde 1924 geboren. Ihre Eltern waren mit Rudolf Steiner verbunden; er telegrafierte aus Stuttgart, als er von der Geburt ihres zweiten Kindes hörte, den Namen ‹Walpurga Johanna›. Diese Geschichte wirkte auf mich geheimnisvoll, deshalb befragte ich sie dazu und Walpurga antwortete noch geheimnisvoller: ‹Ich musste doch kommen, das Goetheanum hat gebrannt.›» •
Buch Walpurga Johanna Nägeli-Ganz Von Heilpflanzen, Engelwesen und kosmischen Rhythmen Bezug Schweiz: cuber@diaphan.ch, übrige Länder: info@buch-engel.com