Julian Diepolder spielt im ‹Faust 25› im Goetheanum den Schüler. Mephisto führt den beflissenen Studenten vor. So nimmt Goethe den Abgrund von Bildung ins Okular.
Ein Naturbild aus deiner Kindheit:
Schon immer haben mich Ruinen und alte Burgen fasziniert, besonders die drei Burgen in Bellinzona im Tessin.
Welche Eigenschaft deiner Rolle fasziniert dich?
Der Schüler hat im ‹Faust I› großen Mut, pur und ehrlich auszusprechen, was ihn umtreibt, dass er sich nicht wohlfühlt, was er sich aus tiefstem Herzen wünscht. Er liefert sich mit dieser Ehrlichkeit Mephisto aus. Wie dessen ‹Behandlung› den Schüler prägt, sehen wir im ‹Faust II›, wenn Baccalaureus als egozentrischer und teuflisch denkender Mann zurückkommt.
Welche Szene ist gerade eine Baustelle?
Was mir noch nicht leicht fällt, ist diese Diskrepanz zwischen dem Schüler und Baccalaureus nachzuempfinden und auszudrücken. Es ist derselbe Mensch, einmal naiv und später der selbstverliebte Denker. Es erfordert gedankliche Flexibilität, diesen Prozess jenseits der Bühne in mir geschehen zu lassen.
Ein inspirierender Moment in den Proben:
Im Spiel mit meinem Partner ist mir die Brutalität Mephistos bewusst geworden. Auch ist er mir eine Inspiration, sich von Autoritäten nicht einschüchtern zu lassen, sondern dem eigenen Anliegen treu zu bleiben.
Welcher Satz in Goethes ‹Faust› ist dir besonders lieb?
«Es irrt der Mensch, solang er strebt.» Ich habe gemerkt, dass ein gewisser Perfektionismus mir die Freude nimmt.
Faust im Goetheanum 10.–12., 18.–19., 25.–26.10.2025
Tickets Faust im Goetheanum
Foto Laura Pfaehler