In der Schule träumte ich davon, Architekt zu werden.
Ich wollte schöne Gebäude entwerfen, in denen man leben und arbeiten kann, schöne Gebäude, die man sich ansehen kann. Nach dem Schulabschluss studierte ich Architektur an der University of the Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika. Nach zwei Jahren beschloss ich jedoch, das Studium abzubrechen. Was ich suchte, nämlich ein tieferes Verständnis für die Kunst der Architektur, fand ich dort nicht. Auch mein Patenonkel, der Architekt war und bei Frank Lloyd Wright in Amerika studiert hatte, war nicht in der Lage, mir eine tiefere Inspiration für die Architektur zu vermitteln. Auch er konnte mir keine Antworten auf meine Fragen geben. Und obwohl ich mich ziemlich verloren fühlte, wusste ich, dass es Antworten gab und dass ein Weg zu ihnen gefunden werden konnte. Kurz nach meinem 21. Geburtstag kam ich mit der Anthroposophie in Kontakt. Ich kaufte verschiedene Steiner-Bücher und -Vortragszyklen. Ich las und las und spürte, wie ein neues Leben meine Seele verwandelte. Dann nahm ich eines Tages in einer Buchhandlung in Kapstadt ein Buch über die beiden Goetheanum-Bauten in die Hand. Ich wusste es sofort: Diese Architektur war, wonach ich gesucht hatte. Die innere und äußere Schönheit der Gebäude strahlte den Geist aus, den ich schon in Steiners Büchern und Vorträgen gefunden hatte.
Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass dieser ‹Stil› in der Architekturschule in Johannesburg nirgendwo diskutiert oder auch nur erwähnt worden war!
So begann ein neuer Weg und mit ihm die Wiederentdeckung meines Traums, Architekt zu werden. Ich fühlte mich von den Zwängen und Beschränkungen der ‹modernen Architektur› befreit! Ich fühlte mich herausgefordert und gleichzeitig auf eine neue Art inspiriert. Der Initiativarchitekt Steiner hatte das Ziel allen architektonischen Strebens offenbart: Mit den Goetheanum-Bauten hatte er bewusst die ersten Juwelen des Neuen Jerusalem geschaffen – jener kosmischen geistig-physischen Stadt, die im ‹Buch der Offenbarung› in der Bibel beschrieben wird. Sie wird von jenen erbaut, die «in der Liste der Lebenden des Lammes geschrieben sind» (Offb. 21,27). Damit sind jene Menschen gemeint, die sich mit dem ‹Lamm›, also mit Christus, vereinigt haben und mit den geistigen Wesen der Hierarchien bei der Schaffung des Neuen Jerusalem zusammenarbeiten. Mit Rudolf Steiner als meinem Stern habe ich mich bemüht, dem Neuen Jerusalem ein paar kleine, nicht sehr gut geschliffene – aber ernsthaft gemeinte – Karate hinzuzufügen.
Mit ‹Rudolf Steiner als …› überschreiben wir eine Reihe von Artikeln zum 100. Todesjahr Rudolf Steiners.