Kirjat Tiw’on, Israel. 2025 ist das 100. Todesjahr von Rudolf Steiner. Wie lebt er in einzelnen Menschen weiter? Stefanie Allon, Waldorfpädagogin und Dozentin in Israel, gibt ihre Antworten.
Welcher Satz von Rudolf Steiner hat dich berührt und warum?
«Den Sinn der Welt verwirklicht die von Weisheit erleuchtete und von Liebe durchwärmte Tat des Menschen.» Beim Verlassen des Elternhauses in die Ungewissheit der Welt hat mir mein Vater diese Worte mit auf den Weg gegeben. Sie haben mich begleitet und gestärkt und klingen bis heute in mir nach.
Woran wird in deinem Umfeld erkennbar, dass du dich für Rudolf Steiner interessierst?
Ich nehme an, dass mein Versuch, diese Worte zu leben, für andere Menschen sichtbar ist. Ich werde getragen von einer Strömung, die Steiner in Bewegung gebracht hat. Diese Strömung hat mich nach Israel geführt und mir ermöglicht, bei der Verwirklichung von Waldorf- und Heilpädagogik in diesem Land aktiv zu sein.
In welcher menschlichen Begegnung kam dir Rudolf Steiner nahe?
Ich verdanke mein Leben Rudolf Steiner! Er hat meinen Vater gerettet, indem er persönlich die Verantwortung für dessen pädagogische Begleitung übernahm. Mein Vater hat als Kind zu Hause und in der Schule für große Schwierigkeiten gesorgt, was seine Mutter – meine Großmutter – dazu brachte, sich an Steiner zu wenden. So fühle ich mich von Anbeginn meines Daseins begleitet und geführt. Die Begegnung mit der Anthroposophie und mit all den großzügigen und liebevollen Anthroposophen gibt meinem Leben Richtung, Sinn und Ansporn zum Tun.
Für welche Lebensfragen ist dir die Anthroposophie besonders wichtig?
Ich lebe in einem Umfeld (Israel/Palästina), in dem Menschenverachtung, Zerstörungslust sowie individueller und nationaler Egoismus täglich spürbar sind. Steiners zukunftsweisende Gedanken sowie sein aktives Wirken in gesellschaftlichen Fragen sind für mich vorbildhaft. Er lebte uns vor, eine aus Tradition oder Bequemlichkeit gewachsene Engstirnigkeit abzulegen, und ermutigte dazu, auf das Gegenüber zuzugehen, soziale Verantwortung zu übernehmen und uns für die Freiheit einzusetzen.
Kontakt stef.allon@hotmail.com
Foto Gil’ad Allon