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Geheimnis und Offenbarung

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Welcher Geheimnisse und verborgene Dinge zu wissen begehrt, der wisse auch die Geheimnisse geheim zu halten, die Dinge aber, die man offenbaren soll, die offenbare er, und die da sollen versiegelt und verschlossen bleiben, die versiegle und verschließe er, und gebe das Heilige nicht vor die Hunde, oder werfe die Perlen nicht vor die Säue. Dieses Gebot merke und behalte wohl, so werden dir die Augen des Geistes eröffnet werden, und du wirst sehen, dass dir von oben geoffenbart wird alles, was deine Seele begehrt, du wirst auch die Engel Gottes und der Natur dir günstig machen: mehr denn ein menschlich Herz je begehren kann und mag.
— Anonym, ‹Arbatel, von der Magie der Alten›, Basel, 1575. in: Heinrich C. Agrippa von Nettesheim, ‹Die magischen Werke und weitere Renaissancetraktate›, Wiesbaden, Marixverlag, 2008.

Geheimnisse und Offenbarungen sind wie Einatmung und Ausatmung, Blüte und Samen, Schlafen und Wachen. Ein Wissen, das nicht nur den Kopf ansprechen will, sondern die Sprache der menschlichen Brust spricht, muss auch rhythmisch sein. Zwischen Intimität des Geheimnisses und Blüte der Offenbarung kann das nach Erkenntnis strebende Gemüt den esoterischen Atem der Seele lernen.

Louis Defèche


Zeichnung von Philipp Tok

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