Wirklichkeiten

Abend, 12. März 2011

Bild: Miwako Inoue

‹AKW Fukushima – Daiichi, Gebäude Nr. 1› … Die Fernsehbilder der Livesendung haben mich zutiefst erschüttert. … Es gab einen AKW-Unfall! … Erschrocken habe ich vor mich hingemurmelt: «Es ist passiert …, was soll ich jetzt tun? … Seit der Explosion sind schon mindestens zwei Stunden vergangen. Hat die Strahlung schon unser Haus draußen in Minamisoma erreicht oder? … Unser Auto stand 20 Meter von der Haustür entfernt. Mein Mann und ich nahmen je ein Kind unter den Arm. «Eins, zwei, drei, jetzt!» Mit angehaltenem Atem haben wir die Haustür aufgerissen und sind in Panik zum Auto gestürzt …

Im Jahr 2020

Förderung der Heimkehr nach Fukushima. – Vermittlung von Arbeit in Fukushima. – Anlocken von Touristen nach Fukushima. – Olympiade in Tokio. – Medien versuchen eifrig, zur Leichtsinnigkeit zu verleiten.

Bild: Miwako Inoue

Immer wenn ich so etwas sehe, klopft mir das Herz heftig. Der AKW-Unfall war das Resultat von Wirtschaftsgier. «Damals, an jenem Tag, verstanden wir die Information im Fernsehen gar nicht, aber unsere Angst war so riesig, nicht wahr? – Unsere Kinder, die wir an jenem Tag auf unseren Armen evakuiert haben, sind jetzt schon erwachsen. «Warum gibt es kein Wort über den AKW-Unfall, keine einzige Zeile!», beklagen sie sich fragend. Da antworte ich: «Ich aber als Erzählerin zeuge davon, wie mühevoll unsere Flucht war!»

Juni 2020

Die Evakuierte aus Minamisoma in Fukushima (35 km vom AKW entfernt) wohnt jetzt in Kyoto, Japan. Ihr Mann ist Gitarrenbauer. Die Familie hat auf die Heimkehr verzichtet, da das Brennholz, ihr wichtigstes Heizmittel, von der AKW-Strahlung stark vergiftet wurde.


Übersetzung: Hiromi Mori

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