Fair Oaks, USA. Dieses Jahr markiert den 100. Todestag von Rudolf Steiner. Wie lebt er in anderen weiter? Antworten von Laura Scappaticci, Autorin und Pädagogin aus den USA.
Welcher Satz von Rudolf Steiner hat dich berührt und warum?
Angesichts der gesellschaftlichen Spaltung in den Vereinigten Staaten erinnert mich dieser Satz daran, dass es einen Weg nach vorn gibt, auf dem wir uns begegnen können. «Nicht darauf kommt es an, dass ich etwas anderes meine als der andere, sondern darauf, dass der andere das Richtige aus Eigenem finden wird, wenn ich etwas dazu beiträge.»
Woran wird in deinem Umfeld erkennbar, dass du dich für Rudolf Steiner interessierst?
Auf meinem Morgenspaziergang kann man mich dabei sehen, wie ich mit Rosen plaudere und ein Steiner-Buch mit mir herumtrage. Doch vor allem, wenn Menschen mir erzählen, dass sie eine geliebte Person verloren haben, wird meine Weltanschauung, die Verstorbenen zu ehren und mit ihnen in Verbindung zu treten, offensichtlich.
Wo hat dich die Anthroposophie irritiert?
Mich irritiert nicht die Anthroposophie selbst, sondern der Widerstand der Menschen gegen ihre Weiterentwicklung. Wir müssen davon wegkommen, über Steiner zu reden und stattdessen die Essenz der Anthroposophie praktizieren, indem wir an unserem Inneren arbeiten, einschließlich unserer Vorurteile, unserer Wut und unserer Gewissheit.
Für welche Lebensfragen ist dir Anthroposophie besonders wichtig?
Die Jugendlichen, mit denen ich arbeite, leben in einer anderen Welt als der, in der ich aufgewachsen bin. Sie können durch Onlinespiele, soziale Medien und künstliche Intelligenz fast vollständig in einem virtuellen Raum leben. Wie können wir sie dabei unterstützen, Erfahrungen im echten Leben zu schaffen, damit ihr Ätherleib genährt wird und sich ihre Existenz sinnvoll und verbunden anfühlt?
Welchen Gedanken würdest du der Anthroposophie gern hinzufügen?
An den Anfang jedes Vortrags würde ich den Satz hinzufügen: «Denk daran, die Liebe steht an erster Stelle.»
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Bild Laura Scappaticci, Foto: Christopher Scappaticci