Brüssel, Belgien. 2025 ist das 100. Todesjahr von Rudolf Steiner. Wie lebt er in einzelnen Menschen weiter? Michaela Glöckler, Kinderärztin, Autorin und Verwaltungsratspräsidentin von ELIANT, der Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie, gibt ihre Antworten.
Welcher Satz von Rudolf Steiner hat dich berührt und warum?
«Die Natur macht aus dem Menschen bloß ein Naturwesen; die Gesellschaft ein gesetzmäßig handelndes; ein freies Wesen kann er nur selbst aus sich machen.» Dieser Satz umfasst das Entwicklungsgeheimnis, aber auch die Entwicklungsnotwendigkeit von uns Menschen.
Woran wird in deinem Umfeld erkennbar, dass du dich für Rudolf Steiner interessierst?
Daran, dass ich darüber spreche, wenn es die Situation erlaubt oder erfordert.
Wo hat dich die Anthroposophie irritiert?
Irritiert hat sie mich nicht – aber angesichts ihrer gewaltigen Entwicklungsperspektiven musste ich mich immer wieder neu auf das besinnen, was ich hier und heute schon leisten kann, damit ich mich nicht überfordere.
In welcher menschlichen Begegnung kam dir Rudolf Steiner nah?
Im Gespräch mit Menschen, die ihn gekannt haben, und durch den Satz im Nachwort von ‹Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?›, in dem er seine persönliche Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Für welche Lebensfragen ist dir Anthroposophie besonders wichtig?
Es war die Frage nach dem Bösen, nach dem Wahnsinn, der den Holocaust ermöglicht hat, der mich zur Anthroposophie gebracht hat.
Welchen Gedanken würdest du der Anthroposophie gern hinzufügen?
Die Anthroposophie ist für mich Selbsterkenntnis – das heißt ein entwicklungsoffener Prozess.
Wo hat Anthroposophie dein Leben verändert?
Sie ist Zentrum meiner persönlichen und beruflichen Arbeit.
Wenn Anthroposophie ein fantastisches Tierwesen wäre – wie würde es aussehen?
Wie ein vollkommener Mensch!
Mehr michaela.gloeckler@goetheanum.ch
Bild Michaela Glöckler, Foto: Heike Sommer