Dein Weg führt auf eine Gabelung zu, unentwegt, oft unbemerkt, weil Gewohnheit die Entscheidung übernimmt, der Autopilot schlummern lässt. ‹Tor des Mondes› nennt Rudolf Steiner diese Navigation. Doch was, wenn an der Wegscheide du innehältst und von Ostern dich erwecken, führen und beflügeln lässt – zum ‹Tor der Sonne›? Es sind drei österliche Fragen, die es an jedem Moment des Entscheidens lohnt, sich zu stellen.
Was würdest du aus der Perspektive des Karfreitags tun? Wie würdest du aus dem Blick der letzten Stunde deines Lebens, von der Warte dieser Endlichkeit, auf dein Jetzt heute den Fuß setzen? Wie würdest, vom Ende des Lebensweges geschaut, du jetzt deinen Schritt lenken? Das Licht vom Ende des Lebens gibt den Dingen um dich, den Dingen des Lebens, Gewicht. So ist das Wissen um die Sterblichkeit die Quelle zum Wesen der Dinge. Es ist die Gewissheit um deinen Tod, die dir sagt, was zählt, was wiegt. Das Wissen vom Tod schenkt Leben. Der Tod, so Goethe, ist der Kunstgriff der Natur, viel Leben zu haben.
Was würdest du aus der Perspektive des Karsamstags tun? Am Karsamstag, da löst sich die Seele vom Leib und damit wird das Schicksal zum Gegenüber, zum Tableau. Wie würdest du jetzt die Richtung wählen, wenn du sie aus dieser Erfahrung von Distanz betrachtest? Was würdest du tun, wenn du wie ein Freund, eine Freundin auf dich schaust? Saturnisches Licht schenkt der Karsamstag, wenn du so aus freundschaftlichem Blick und Rat zu dir sprichst, dir selber Freund und Freundin bist. Dein Nebel der Befangenheit lichtet sich. Stiftet der Karfreitag das Gewicht, die Erde, so schenkt der Karsamstag Licht.
Was würdest du aus der Perspektive des Ostersonntags tun? Da weißt du um dein ewiges Leben, du weißt, um das Miteinander von allem und jedem. Da ist es nicht mehr die Angst aus der Einsamkeit, die um Geltung und Vorteil kämpft. Da weißt du dich verbunden, da ist es die Liebe, die den Kurs gibt – ‹Tor der Sonne› nennt Rudolf Steiner diese Entscheidung, die Entscheidung zum Leben. Der Ostersonntag schenkt dir Leben.
Sehr geehrter Herr Held,
Ich weiß nicht wo der Grund liegt.
Trotz meines Abonnement hatte ich seit mehreren Monaten keine Gelegenheit mehr, die Publikation zu lesen. Und der Text verschwindet und stirbt vor meinen Augen…
Das Gute ist, dass ich „seine Hand nehme“ und den Gedanken in mir weiterführe, auf eine Weise, die wahrscheinlich anders, unerwartet, unvorhergesehen ist, mit neuer Kleidung und Farben, aus einer anderen Perspektive und Vorstellungskraft.
Ein Ostergedanke der anderen Art….Danke