Bedburg-Hau, Deutschland. Frische Auseinandersetzung mit einem kontroversen Thema.
Joseph Heinrich Beuys war ein deutscher Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. In den 60er-, 70er- und 80er-Jahren gehörte er zu den bekanntesten Kunstschaffenden der modernen Kunstszene sowohl in Deutschland als auch international. Seine Perspektiven und seine künstlerische Arbeit wurden unter anderem maßgeblich von der Anthroposophie geprägt. Obwohl Beuys’ Erbe in der öffentlichen Rezeption in deutlicher Verbindung mit einem aktiven Sozialengagement und einer humanistischen Geisteshaltung steht, wird ihm seit Längerem eine unreflektierte beziehungsweise unklare Einstellung zum Nationalsozialismus vorgeworfen. So meldete sich der junge Beuys 1941 freiwillig zum Militärdienst bei der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Auch in seinem späteren Leben gibt es dokumentierte Aussagen des Künstlers zu seiner Schulzeit unter dem NS-Regime, die irritieren. Kritiker sind sich darüber einig, dass sich Beuys nie deutlich genug vom Nationalsozialismus distanziert hat. Das Museum Schloss Moyland in der Nähe von Kleve, der Stadt, in der Beuys die Schule besucht hat, widmet sich in einem neuen Forschungsprojekt der Frage, wie der Künstler mit dem Nationalsozialismus in Verbindung stand. Die zu dem Museum gehörige Stiftung besitzt die weltweit größte Sammlung an Werken von Beuys, rund 6000 Arbeiten sind es insgesamt. Kurator Alexander Grönert betont, dass sich Beuys in seiner Kunst immer wieder mit den Themen Zweiter Weltkrieg und Auschwitz auseinandergesetzt hat. Genau diese Inhalte sind zentraler Gegenstand der Ausstellung ‹Auschwitz und der Zweite Weltkrieg im Werk von Joseph Beuys›, die noch bis zum 29. Juni zu sehen ist. Zusätzlich zu der Ausstellung hat das Museum einen sogenannten Laborraum konzipiert, in dem ein Tisch mit digitalen und analogen Ressourcen zum selbstständigen Nachforschen einlädt. Dieser Laborraum wird langfristig Teil des Museums bleiben und auch über die aktuelle Ausstellung hinaus zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema animieren.
Quelle DW und LeMO
Mehr Museum Schloss Moyland
Bild Porträt Joseph Beuys in Luftwaffe-Uniform, um 1942/43. Stiftung Museum Schloss Moyland. Reproduktion von Robert Lebeck 1970 © Archiv Robert Lebeck