Am wöchentlichen Treffen der Mitarbeitenden am Goetheanum berichtete Matthias Rang von aktuellen Beratungen in der Goetheanumleitung.
Matthias Rang ist mit Justus Wittich Sprecher des Gremiums. Auf die Frage, wie mit Anthroposophie verbundene Menschen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, sei häufig zu hören: als Beobachtende. Anthroposophen und Anthroposophinnen würden – so das Bild – die Welt wahrnehmen und reflektieren, sich aber weniger als ein Teil ‹in› der Welt verstehen. Nikolai Fuchs, Leiter der GLS-Treuhand in Bochum, hatte es in einer Konferenz einmal ähnlich formuliert: «Die Wirklichkeit zu kommentieren reicht nicht.» Diese Perspektive erinnert schmerzlich an das Sprichwort: «Die besten Kapitäne stehen am Strand.» Dieser beschriebene Blick spiegelt sich auch in Texten aus anthroposophischer Feder, wenn es heißt «Der Mensch der Gegenwart ist …» als wäre man selbst nicht ein solcher Mensch, als könne man das Menschsein von außen betrachten. Auch ist das Wort ‹Gegenwart› eigentümlich und überdehnt den entwicklungsorientierten Blick der Anthroposophie. So zu schreiben weckt den Anschein, als empfinde man sich selbst nicht im Jetzt darinnen. Sosehr man sich durch Selbsterkenntnis aus seinem zeitlichen und wesensmäßigen So-Sein befreien kann, wir sind doch einer Beschränkung oder zumindest Färbung unterworfen, die die zeitliche und räumliche Existenz mit sich bringt. Mit ihr zu rechnen gehört wohl auch zu der Demut, dem Goldgrund geistigen Entwicklung. Dennoch die Frage: Wie kommt dieser Eindruck zustande, da Anthroposophie doch wie keine andere spirituelle Richtung von Sozialtherapie bis zum ethischem Bankwesen auf allen Lebensfeldern erfolgreich tätig ist? Eine Vermutung: weil Anthroposophie auf See häufig leise und vom Strand mitunter laut erklingt.
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