Was es bedeutet, jung zu sein

Seit 2017 untersucht ein Team junger Forschender der Jugendsektion am Goetheanum im Rahmen der Sozialstudie ‹(Re)Search›, was es bedeutet, in unserer Zeit jung zu sein. Nun gibt es eine neue Forschungsgruppe, die Material für diese Studie in lateinamerikanischen Ländern sammelt.


«Aus meiner persönlichen Sicht waren die Teilnehmenden bei den Interviews in Brasilien bereit, sich jemandem zu öffnen, der echtes Interesse an dem zeigt, was sie zu sagen haben. Das Gespräch stellt eine Art von menschlicher Verbindung wieder her, nach der sich viele junge Menschen gerade in diesen schwierigen Zeiten sehnen», so Mayumi Matsumiya, Mitglied des Teams in Lateinamerika. Die Interviews werden auch von Guadalupe Olaizola und Rocío Ferrera (Argentinien) unter Begleitung des Teams der Jugendsektion am Goetheanum durchgeführt. Die meisten Teilnehmenden werden auf sehr organische Weise durch Empfehlung oder durch Schulen und Organisationen, die sich für das Projekt interessieren, kontaktiert.

Bild: Rocío Ferrera, Mayumi Matsumiya, Guadalupe Olaizola

Durch den anthroposophischen Ansatz können die Methoden der traditionellen Forschung erweitert werden. Das gemeinsame Interview wird so zu einer aktiven Zuhör-Übung, die sowohl für den Interviewenden als auch für den Befragten oder die Befragte eine transformative Erfahrung sein kann. Die besondere Art und Weise, tiefergehende Fragen zu stellen – die letztlich als eine Art Lebenskompass dienen können –, setzt eine Reihe neuer Einsichten in Bewegung und schafft nicht vorher­sehbare Bindungen zwischen den beiden Beteiligten. Viele der neu befragten jungen Menschen haben klare Absichten und sind bereit, sich aktiv in der Welt einzubringen, auch wenn sie sich manchmal von eben dieser Welt entmutigt fühlen. Sie stoßen sich am traditionellen Karrierestreben und können gleichzeitig offen über das, was sie bedrückt, oder über ihre Ängste sprechen. Sie wünschen sich eine gleichberechtigtere Gesellschaft mit fairem Zugang zu Bildung, mit Chancengleichheit und wirksamen Lösungen für Umweltfragen. Wenn sie gebeten werden, sich die Zukunft vorzustellen, sind sie in der Lage darzustellen, was die Welt verbessern würde, und sie wollen das umsetzen.

Diese Umfragen finden im Rahmen der Goetheanum-Sozialstudie ‹(Re)Search› statt und widmen sich der Frage, was es bedeutet, in unserer Zeit jung zu sein (siehe ‹Goetheanum› 49/2019). Ein Zwischenbericht des Projekts kann hier gelesen werden.


Quelle: Nachrichten für die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft, ‹Anthroposophie weltweit› 11/2020.

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