Nachtwache am Goetheanum

Ein Juwel in Wärme gefasst und von Leben durchdrungen – so erschien das Goetheanum mit Feuerschalen und 2000 Besuchenden zur 100. Silvesternacht nach dem Brand des Ersten Goetheanum.


Das Gedenken an die Brandnacht des Ersten Goetheanum hatte drei Schritte. An der vorangestellten Weihnachtstagung leitete die Frage, was an Zukunft mit diesem Bauwerk zu fassen sei. Dann folgte die Gedenkfeier mit Vertretern und Vertreterinnen der Gemeinden und des Kantons. Remo Ankli, Regierungsrat aus Solothurn, unterstrich im Bild des Phönix aus der Asche, dass im Brand auch ein Anfang liege. Samuel Rutishauser, ehemaliger kantonaler Denkmalpfleger, beschrieb die architektonische eigene Handschrift Rudolf Steiners. Daniel Urech, Gemeindepräsident von Dornach, erinnerte an das Engagement der Gemeinde für einen Neubau: Eine Bewegung von solcher Bedeutung müsse, so der Gemeinderat damals, das Recht haben, ihren zentralen Sitz baulich in einer Weise auszugestalten, die ihrer Denkweise entspreche. Ueli Hurter und Stefan Hasler würdigten als Vertreter des Goetheanum den schweizerischen Beitrag für die Anthroposophie. Am Silvestertag stellte Peter Selg den Brand in den Kontext des 20. Jahrhunderts: «Die Welt stand in Flammen!» Am Schicksal des wohl ungerechtfertigt beschuldigten und im Brand umgekommenen Jakob Ott schlug er den Bogen zum einzelnen Menschen. Dann der Schlussakt: 52 Scheinwerfer wie die Wochen des Jahres liessen in warmweissem Glanz das Goetheanum zum Edelstein in der Nacht werden. 12 Feuerschalen, die Monate des Jahres, fassten das Juwel und 2000 Besuchende gaben ihm Leben. Licht, Wärme und Leben! Heiter-nachdenklich, so beschrieb Christiane Haid, Mitorganisatorin der Feierlichkeiten, die Atmosphäre in dieser Silvesternacht. Dabei habe sie empfunden, an einem historischen Moment teilzunehmen – ein Rückblick wird Vorausblick. Von der Lesung der Augenzeugenberichte über Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und dem Blick in der Sternwarte zu Mars spannten sich die Veranstaltungen. Die Eurythmie zur Mitternacht zu Rudolf Steiners Grundsteinspruch im Großen Saal sammelte die Energie. Am Morgen klang das Gedenkfest und Gerald Häfners Bild neuen gemeinschaftlichen Lebens aus.


Bild Xue Li

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