Dornach, Schweiz. 2025 ist das 100. Todesjahr von Rudolf Steiner. Wie lebt er in einzelnen Menschen weiter? Gosha Valerian Gorgoshidze, Leitung Schauspiel bei Bühnenkunst ‹amwort›, gibt seine Antworten.
Welcher Satz von Rudolf Steiner hat dich berührt und warum?
«Man sagt: Die Liebe macht blind für die Schwächen des geliebten Wesens. Wir können die Sache auch umgekehrt anfassen und behaupten: Die Liebe öffnet gerade für dessen Vorzüge die Augen. Viele gehen ahnungslos an diesen Vorzügen vorbei, ohne sie zu bemerken.» Liebe beginnt mit dem Interesse am Gegenüber und an der Welt. Wenn ich mich für etwas oder jemanden interessiere, dann sehe ich Neues. Meine Seele verlässt ihre Komfortzone, weitet sich, und ich wachse. Es geht darum, den eigenen Bewertungen nicht die Macht zu geben, das Gute zu verdecken.
Woran wird in deinem Umfeld erkennbar, dass du dich für Rudolf Steiner interessierst?
Ich versuche, mein Leben und meinen Beruf aus mir selbst heraus zu leben und achtsam mit anderen Menschen umzugehen. Ich arbeite an mir, und Anthroposophie bildet dabei die Grundlage.
Wo hat dich Anthroposophie irritiert?
Die Herausforderung der Anthroposophie besteht darin, zu eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen zu gelangen. Die Auseinandersetzung mit den Werken Rudolf Steiners ist für mich hierfür essenziell.
Für welche Lebensfragen ist dir Anthroposophie besonders wichtig?
‹Ich, Du, Wir, Es› – so könnte ich den Kreis aus Lebens- und Berufsfragen zusammenfassen. Und er führt zum ‹Es› im Sinne einer geistigen Einheit.
Welchen Gedanken würdest du der Anthroposophie gern hinzufügen?
Alle Gedanken, die aus der inneren Erfahrung der Menschen mit Anthroposophie entstehen.
Durch welches spirituelle Werkzeug würdest du die Anthroposophie gern ergänzen?
Durch dieselben Werkzeuge, die uns Steiner gegeben hat, aber individualisiert.
Wenn Anthroposophie ein fantastisches Tierwesen wäre – wie würde es aussehen?
Ich kann sie mir nicht als Tier vorstellen. Am ehesten noch als Sixtinische Madonna.
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Bild Gosha Valerian Gorgoshidze