Am 30. März 2025 ist der 100. Todestag von Rudolf Steiner. Die Initiative ‹Danke Rudi!› lädt alle anthroposophischen Initiativen ein, sich in diesem Zeitraum zu öffnen, zu präsentieren, bereitzustehen für Fragen, um dem Imageschaden entgegenzuwirken, und die Impulse der nächsten 100 Jahre dankbar weiterzutragen.
In den letzten Jahren hat das öffentliche Bild von Waldorf und Co. stark gelitten. 2011 lobte ‹Die Zeit› Waldorf noch als «Schmiede guter Menschen». Heute wird gewarnt vor «finsterem Okkultismus». Wir gelten mittlerweile als unwissenschaftlich und sogar gefährlich. Aus Social-Media-Profilen verschwinden die Hinweise auf die Waldorfschulzeit, Eltern zweifeln an ihrer Schulwahl und Waldorf hat Nachwuchsprobleme bei Schülern, Schülerinnen und Lehrkräften. Manche Schulen überlegen, ob Waldorfpädagogik als Leitkonzept und der Bezug zu Rudolf Steiner noch zeitgemäß sind. Das ist kein neues Phänomen – schon Steiner sagte: «Nun bestreben sich sehr viele Menschen unter uns selber, Anthroposophie möglichst zu verleugnen und die Pädagogik ohne Anthroposophie propagieren zu wollen; sie möchten nichts merken lassen, daß Anthroposophie dahinter ist. Es gibt ein deutsches Sprichwort, das heißt: ‹Wasch mir den Pelz, aber mache mir ihn nicht naß.› […] man [müsste] heute […] sagen: Du mußt von der Anthroposophie ausgehen. Du darfst sie nicht verleugnen, du mußt dir Menschenerkenntnis durch Anthroposophie erwerben.» (Rudolf Steiner, 12.8.1924)
Die anthroposophische Bewegung braucht zwei Reformen: 1. Nach innen eine Erkenntnis der Wurzeln, die Waldorf-Eltern ebenso wie Mitarbeitende von anthroposophischen Einrichtungen wieder für Steiners Ideen und dafür begeistert, sich «Menschenerkenntnis durch Anthroposophie zu erwerben». 2. Vielleicht gibt ihnen dann genau dies die Fähigkeit, unabhängig und doch gemeinsam eine positive Imagekorrektur nach außen zu bewirken, die auf berechtigte Kritik angemessen reagiert und falsche Kritik anschaulich widerlegen kann. So können skeptisch oder ablehnend gewordene Menschen der Anthroposophie wieder mit Neugier, Offenheit und vielleicht sogar Anerkennung begegnen.
Wie gelingt die Trendwende?
Kürzlich sprach ich mit Felix, Anfang 20, ‹Ex-Waldi› und Social-Media-Experte. Am Rande des Gesprächs erzählte er begeistert, dass er sich eine Küche selbst gebaut hat und dankbar für seine Waldorfschulzeit ist, weil er dort das Selbermachen von Dingen gelernt hat, für die andere Profis engagieren. Von uns Ex-Waldis verleugnet wohl kaum einer diese handwerklichen und kreativen Fähigkeiten, die wir ebenso wie das soziale, konzeptuelle, strukturelle, räumliche und künstlerische Feingefühl gelernt haben. Für mich sind diese Fähigkeiten ein Grund dafür, dass ich (wie viele andere ehemalige Waldis) heute wirkungsvoll für eine gute Entwicklung von Mensch und Erde tätig bin. Das sind bildlich gesprochen die Früchte und Blüten jener Pflanze, die vor über 100 Jahren durch Rudolf Steiner gepflanzt wurde. An diesem Punkt kommt meine Dankbarkeit bei ihrem Ursprung an.
Aktuell besuchen Hunderttausende Kinder weltweit eine Waldorfschule. Darüber hinaus profitieren viele Millionen Menschen täglich von den Impulsen Rudolf Steiners: Ob in der Waldorfpädagogik, durch biologische Landwirtschaft, Naturkosmetik, integrative Medizin, Heilpädagogik, nachhaltiges Wirtschaften oder beim Social Banking. Ohne Steiners zukunftsgerichtete Inspiration wären diese Bereiche nicht zu dem geworden, was sie heute sind: Hoffnungsträger für ein enkeltaugliches Zusammenleben von Mensch und Erde. Danke, Rudolf Steiner!
Öffnet Herzen und Türen
Getragen von dieser anerkennenden Dankbarkeit, wird der bevorstehende Todestag von Rudolf Steiner (am 30. März 2025) für mich zum Moment des Ausblicks auf die nächsten 100 Jahre. Wenn wir der medialen Einseitigkeit die vorhandene Fülle positiver Erlebnisse und Berichte entgegenstellen, formt sich auch in der Öffentlichkeit ein neues, ausgewogeneres Bild. Jetzt ist die Zeit, Herzen und Türen wieder zu öffnen – im wörtlichen Sinne. Wenn Waldorfschulen, -kindergärten und anthroposophische Praxen, Einrichtungen und Unternehmen rund um das letzte Märzwochenende 2025 ihre Häuser für die Öffentlichkeit öffnen, können interessierte Menschen hautnah erleben, was dort wirklich geschieht. Monatsfeiern, Führungen, Jahresfeste, Märkte, Vorträge, Ausstellungen oder Workshops: Jeder kann individuelle Angebote gestalten, die Einblick in ein lebendiges Geschehen geben, das weit mehr ist als die Klischees, die derzeit kursieren.
Die Initiative 100 Jahre Rudolf Steiner stellt unter dem Motto ‹Danke, Rudi!› für alle mitmachenden Institutionen nützliche Materialien bereit. Neben einer positiven Pressekampagne planen wir auch einen Videowettbewerb: Wer schafft das kreativste und reichweitenstärkste Kurzvideo zum Thema ‹Danke, Rudi!›? Als Preis winken Praktika an der Seite prominenter ehemaliger Waldorfschülerinnen und -schüler, Einblicke in Unternehmen, Reisen und Konzerte – alles aus der Community der Ex-Waldis. So kann aus Dankbarkeit eine neue Bewegung entstehen, die neue Geschichten schreibt und positive Beispiele ins Licht rückt.
Dem medialen Zerrbild setzen wir keine Argumente entgegen, sondern laden die Welt ein, sich selbst ein Bild zu machen. Wir zeigen, wie ‹Anthros› in Zeiten der gesellschaftlichen Multikrise auf positive Weise mitgestalten, Sinnvolles beitragen und gerade dank Rudolf Steiners Inspiration zukunftsweisende Perspektiven einbringen können. So wird aus der Rückschau ein Ausblick, der die Anthroposophie fit machen kann, um auch in den nächsten 100 Jahre wieder eine Bewegung zu sein, die Zukunftsweisendes hervorbringt: Getragen von Dankbarkeit, Offenheit und dem Mut, unsere eigene Geschichte selbst weiterzuerzählen.
Mehr 100 Jahre Rudolf Steiner
Kontakt offene-tuer@rs2025.org
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Wer ist denn auf diese – meiner Meinung nach respektlose – Idee gekommen, zum 100. Todestag von Rudolf Steiner eine Initiative, welche „alle anthroposophischen Initiativen einlädt, sich in diesem Zeitraum zu öffnen, zu präsentieren, bereitzustehen für Fragen, um dem Imageschaden entgegenzuwirken, und die Impulse der nächsten 100 Jahre dankbar weiterzutragen“, ‹Danke Rudi!› zu nennen? Damit wird wohl eher ein neuer Imageschaden entstehen, als dem bestehenden wirksam entgegenzuwirken. Sehr bedauerlich!
danke! was Sie schreiben: dem kann ich nur zustimmen. Mit dem Slogan „danke Rudi“ wird zur Imageverbesserung Rudolf Steiners in der Öffentlichkeit mit den selben Sprache Rudolf Steiner verniedlicht wie es die Öffentlichkeit seit Jahren versucht, um seine Geistesweissenschaft zu verniedlichen. Im Slogan müsste die Größe Rudolf Steiner’s zum Ausdruck kommen; zumindest müsste umgehend auf den Bildmarken, Stempeln etc. das Wort „Rudi“ gestrichen wwerden!!!!
G. Ascherl Zweig Prien
was für eine merkwürdiger „Stempel“ zu Rudi!!!
Wir gedenken seines Todes und machen daraus ein Festival????
Ich bin sprachlos…und auch finde ich diese Veränderung seines Fotos grauenvoll. Warum?
ägerlicher Gruß
Bettina Grube
Ich denke mal. wir gedenken anlässlich des Todestages seines Weiterwirkens. Das „Rudi“ finde ich auch ein wenig zu familiär. Damit kann ich aber besser leben, als mit den „Totengedenken“, derer, die glauben persönliche Unzulänglichkeiten derzeit lebenden Personen wieder aufwärmen zu müssen und sich dabei als schonungslose Aufklärer fühlen.
Hans-Florian Hoyer, Freiburg
„Danke Rudi“ – eine Keule, die mich traf.
Erinnert mich an den „einfachen Mann aus Nazareth“ – „Jesus und seine Hawara“ (Spezis/Freunde/Kumpel)
Kommt jemand auf die Idee zu Goethe „Wolfi“ zu sagen?
Danke, Rudi! 😜