Das Überleben der Reichsten

Fünf mysteriöse Milliardäre luden den Medientheoretiker Douglas Rushkoff zu einem privaten Gespräch in ein Wüstenresort ein.


Die Milliardäre wollten wissen, wie sie die unvermeidliche Katastrophe überleben können, von der sie wussten, dass sie kommen würde – eine ökologische Kernschmelze, politisches, soziales und wirtschaftliches Chaos und vielleicht noch Schlimmeres. Würde es Neuseeland oder Alaska besser gehen? Wie schnell könnten sie erwarten, auf dem Mars zu leben? Einer fragte: «Wie behalte ich die Autorität über meine Sicherheitskräfte nach ‹dem Ereignis›?» Rushkoff erkannte, dass sie nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Er war ein Medien- und Technologietheoretiker, kein techno-utopischer Futurist. Er versuchte, sie zu überreden, in Beziehungen und Gemeinschaften zu investieren, und plädierte für Partnerschaft und Solidarität. Begriffen sie denn nicht, dass sie die Macht hatten, etwas zum Positiven zu verändern?

In seinem kürzlich erschienenen Buch ‹Survival of the Richest› erforscht Rushkoff die Wurzeln und Erscheinungsformen dessen, was er ‹die Denkweise› nennt, die diese ‹Technologie-Oligarchen› und einen Großteil der ihnen nachgelagerten Kultur antreibt. Es handelt sich im Wesentlichen um einen atheistischen und materialistischen Szientismus, der bei der Lösung von Problemen voll und ganz auf die Technologie setzt und menschliche Beziehungen als Marktphänomen betrachtet. Ihre Anhänger wollen ‹meta› werden und jede menschliche ‹Unordnung› überwinden, indem sie sich ins Metaverse, zum Mars oder in Träume von Unsterblichkeit zurückziehen. Gewinnen heißt, sich vor dem Schaden, den sie anrichten, zu schützen. Rushkoff kam zu der Erkenntnis, dass diese Milliardäre die eigentlichen Verlierenden sind. Auch wir sind dem Untergang geweiht, wenn wir uns auf sie oder ihre Logik verlassen. Anstelle von linearem, beschleunigtem Wachstum und endlosen technologischen Durchbrüchen brauchen wir eine Besinnung auf die zyklische Weisheit der Natur, die tatsächlich grenzenlos ist, wenn sie nicht überlastet wird.


Foto Wolfgang Hasselmann

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