Musikalische Ratschläge

Mit etwa 400 Zuhörerinnen und Zuhörern eröffneten fünf Pianisten nach der Coronazeit den Großen Saal des Goetheanum. Außerdem war es ein Benefizkonzert zugunsten der Flügelrenovation.


Foto: W. Held

Für CHF 40.000 war der Konzertflügel des Goetheanum in Hamburg restauriert worden. Jetzt könne man im «orchestralen Ton schwelgen», so Stefan Hasler. Schon im ersten Klavierstück, einer Sonate von Francis Poulenc, war die Aufmerksamkeit im Publikum zu spüren. Es war, als ob die zehn Musikstücke für je zwei Klaviere zum Nachsinnen über die Coronazeit einluden und jeweils einen eigenen musikalischen Rat zu geben hätten. So erinnerte ‹Die Planeten› von Gustav Holst daran, dass der Tanz in einer Krise unverzichtbar ist. Schostakowitschs Concertino, gespielt von Stefan Hasler und Hartwig Jörges, wechselte von einsamer zu hymnischer Stimmung und Hristo Kazkov zeigte virtuos mit Beethovens Waldsteinsonate, welche Schönheit im Dramatischen liegt. Bei Alexander Skrjabins Fantasie in a-Moll kamen die Stimmungen von Heiterkeit und Innerlichkeit zusammen – vermutlich ein Königsweg in die Seele. Eine Sonate von Hans-Georg Burghardt inspirierte zu Ideen, wie man mit dem Unverständlichen leben lernen kann. Johannes Greiner und Stefan Hasler spielten das von Josef Matthias Hauer «den Anthroposophen gewidmete» Zwölftonspiel. Da dachte ich im Fluss der Töne: Ja, hier raten mir Komponist und Spielende, geh weiter, auch dann, wenn du kein Ziel siehst. Es folgte die drängende Melodie der Fantasie von Rachmaninoff, ein musikalischer Ruf, dass Tiefe ohne Schmerz nicht möglich ist und es aus jeder Ausweglosigkeit doch einen Weg gibt. Am Ende spielten Hartwig Jörges und Stefan Hasler Witold Lutoslawiskis Variationen auf Pagnini, Tempo und Staccato und die Einladung, sich dem Fluss der Dinge zu übergeben. Dass der Abend aus lauter Duetten bestand, war ein weiterer Ratschlag für unsere Zeit. Schön, wenn in einem nächsten Konzertabend zu erfahren ist, dass ein Duett erst im Konzert von weiblicher und männlicher Interpretation und Intuition zum Gespräch wird.

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare