Selbstwirksamkeit erfahren

Karlsruhe, Deutschland. Vom 27. bis 29. September feiern die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners in Karlsruhe-Hagsfeld ein Jubiläum: Vor 30 Jahren entsendete die Organisation den ersten Freiwilligen nach Südafrika. Seitdem haben die ‹Freunde› mehr als 40 000 Menschen einen Freiwilligendienst im In- und Ausland ermöglicht. Zu diesem Anlass fragen wir die Vorständin Susanna Rech-Bigot: Welche Rolle spielt der Freiwilligendienst in der heutigen Welt?


Der Freiwilligendienst spielt aus unserer Sicht auf mehreren Ebenen eine entscheidende Rolle, und das ganz besonders in der heutigen Welt: Einerseits ist dabei die Ich-Entwicklung der jungen Menschen zu nennen, die den Freiwilligendienst in einer für ihre Biografie ganz entscheidenden Lebensphase bestreiten. Durch die freiwillige Arbeit in den Einrichtungen, durch die Begegnungen und Dialoge mit den Menschen vor Ort haben sie die Möglichkeit, sich mit der Frage ihres eigenen Auftrags in der Welt zu verbinden und dabei wichtige Weichen für ihre Zukunft zu stellen. Daraus entsteht auch gesamtgesellschaftlich eine Wirkung, denn es ist die Mischung aus der Freiheit, sich für dieses Jahr entscheiden zu können, und dem Willen, sich tatkräftig in die Gegenwart zu stellen, die eine Erfahrung der eigenen Selbstwirksamkeit ermöglicht. Viele gewinnen durch diese Erfahrung eine Zuversicht, die angesichts multipler Krisen gerade den jungen Menschen heute fehlt und die sie dazu motiviert, sich auch darüber hinaus und zukünftig gesellschaftlich, politisch oder sozial zu engagieren. Auch die Einrichtungen in Deutschland und weltweit stehen in den unterschiedlichen sozialen, pädagogischen und pflegerischen Arbeitsfeldern derzeit vor riesigen Herausforderungen: Reglementierungen, Mittelkürzungen, Personalmangel, aber auch Kriege und Krisen erschweren die Tätigkeit. Die Freiwilligen unterstützen die vorhandenen Strukturen und sind eine zusätzliche helfende Hand. Sie bringen außerdem ihren frischen Blick mit in den Alltag der Einrichtungen. Gleichzeitig erhalten sie dabei einen Einblick in die anthroposophischen Arbeitsfelder und verbinden sich oft lebenslang mit der Tätigkeit, dem Bereich und den Menschen.


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Foto Charlotte Fischer

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