Geist, von dem ich blühend bin

Mein Fleisch und Blut durchströme du –
Geist, von dem ich blühend bin.
Tritt aus durch deinen Eingang in mich selbst –
In schönen Gestalten berge dich aufs neu
und stille niemals mein Verlangen.
Durch allzugange Nacht und Ferneren:
verlass mich stets. Doch kehre wieder,
wenn der Tag erwacht
und bunte Hähne mir die Stunde kräh’n.
Dann sei bei mir –
ich glühte dir entgegen.
Dass auch dem niedren Sein des Feuers freie Flamme
adlig entwandle,
lass uns beschlossen sein.

Hermann Kükelhaus, aus: … ein Narr ein Held. Briefe und Gedichte. Hg. von Elizabeth Gilbert, Zürich 1964, S. 33.


Der 21-jährige Hermann Kükelhaus verfasste dieses Gedicht vor 80 Jahren innerhalb eines Briefes, den er als in Russland stationierter Soldat schrieb. Seine Zeilen aus dem Krieg zeugen von beachtlicher innerer Größe: auch angesichts des Todes bleibt der Geist, von dem ich blühend bin. Johanna Lamprecht


Zeichung von Philipp Tok

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