Durch Grundrechte geschützt?

Die erste ‹Nationale Konferenz gegen sektiererische Entgleisungen› in Frankreich fand am 9. und 10. März statt. Einberufen von der Staatssekretärin für Bürgerrechte, versammelte sich eine breite Palette von Akteurinnen und Akteuren mit dem Ziel, «starke und konkrete Maßnahmen […] für die nächsten zehn Jahre vorzuschlagen».


Wie üblich waren auch die Waldorfschulen im Visier. Einige Tweets der Staatssekretärin im Vorfeld der Veranstaltung zeigten, dass sie eine besonders negative Einstellung zu diesen Schulen hat. Die Debatten trugen auch dazu bei, ein negatives Bild der Waldorfschulen zu zeichnen, obwohl einige abweichende Stimmen zu hören waren.

Die Elternvereinigung der Waldorfschulen in Frankreich (ANPAPS) veröffentlichte eine scharfe Stellungnahme, in der sie das Recht der Eltern, eine andere Pädagogik zu wählen, verteidigte und verleumderische Gerüchte sowie den Mangel an Seriosität eines gewissen Journalismus anprangerte. Der Bund der Waldorfschulen in Frankreich berichtete über die Transparenz der Schulen, erinnerte an ihre Dialogbereitschaft und ihre Offenheit, Journalisten zu empfangen.

Man hätte befürchten können, dass die Presse dieses Ereignis zum Anlass nehmen würde, um erneut eine Reihe von bösartigen Artikeln gegen die Schulen zu verbreiten, aber das kam nicht vor. Die Zeitung ‹Le Monde› veröffentlichte sogar erneut einen alten Artikel mit dem Titel ‹Was genau versteht man unter dem Wort ‚Sekte’?›. Der Artikel bietet eine nuancierte Analyse und kommt zu dem Schluss: Wenn diese Gruppen, die unter Sektenverdacht stehen, keine gesetzlich sanktionierten Straftaten begehen, «dann werden die vielfältigen Ideen, Weltanschauungen, Überzeugungen und Praktiken dieser Minderheiten, auch wenn sie in den Augen der Mehrheit ungewöhnlich und ‹bizarr› sind, durch Grundrechte und Laizismus geschützt […]».

Letztendlich geht es genau darum: um die Freiheit der Bildungswahl, die kulturelle Diversität und den Schutz von Minderheiten angesichts einer französischen Öffentlichkeit, die sich manchmal schwer damit tut, Vielfalt und Alternativen zu dulden.


Bild Filzpuppen. Foto: Xue Li

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