Engelgespräche

Die 25 Engelgedichte dieser Sammlung sind zwischen 1979 und 1996 entstanden und hinterlassen eine Spur der Begegnung.


Die ‹Engelspur› führt über mehrere Stationen des Selbstseins und der Selbstlosigkeit. Sie umkreist in immer neuen Bewegungen das Mensch und Engel Trennende und sie Verbindende. Schließlich führt sie zu einem umfassenden Ja, in dem «Werk und Gebet der Hände» eingeschlossen sind. Allen diesen Bewegungen ist näher oder ferner eine Linie des Humors und der spielerischen Leichtigkeit eingewoben. Manche Gedichte haben einen kindhaft zarten Klang. Manchmal begegnet einem der Engel auch in der Gestalt eines anderen Menschen. Manchmal bleibt es ungesagt. In den Gedichten ist eine größere Nähe und Vertrautheit zum Engel spürbar, als wir es von anderen Dichtern, zum Beispiel Rilke, kennen. Es sind klar und einsichtig komponierte Strophenfolgen, die zugleich auch Gedanken- und Bilderfolgen sind. Die Situation der Bedürftigkeit wird deutlich – ob sie nun beim Menschen oder beim Engel liegt. Einige der Gedichte haben einen biblischen Klang, zum Beispiel als Motive aus dem alttestamentarischen ‹Buch Tobias›. Bei anderen Gedichten sind die Pole menschlicher und engelhafter Existenz in der Form eines sich überraschend bewegenden Kraftfeldes angeordnet, wobei Menschen Engel sein können und Engel Menschen. Ihre Wirkweise ist zwar immer Heil bringend, aber nie festgelegt, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten offen lassend. Diese Gedichte sind aus der Situation der Partnerschaftlichkeit heraus geschrieben:

Die rosazarte Muschel / deiner Hände / die blausanfte Flut / deiner Augen wohin Engel kommen / zu trinken / wohin ich / täglich wandere / mich zu verbergen

Es ist ein leichter, liebevoller Ton in diesen Gedichten, der oft auch erzählend ist. Viel selbst Erlebtes schimmert durch die lichten Zeilen und lässt sie wie zitternde Kristalle wirken, gefunden am Meeressaum des Daseins. Aus der ehrwürdigen und von ihm neu belebten Tradition des Bitt- und Dankgedichtes an den Engel tritt der Dichter Pierre Georges Pouthier heraus in die Freiheit irdisch-himmlischer Engel-Mensch-Begegnung. Dieses geschieht so scheu und in sich gehalten, wie das Engelbild auf der Vorderseite des Buches es zeigt. Peter Stühl


Engel-sam, Gedichte von Pierre Georges Pouthier, Officin Jürgensendesign, 3. Auflage, Bremen 2024, erhältlich über: Das freut mich

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