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Zwanzigzwanzig

2020 lautet das neue Jahr in christlicher Zählung. Nur alle hundert Jahre gibt es solch eine Zahlenalliteration. Weil die 20 zweimal vorkommt, lohnt sich eine kurze Charakteristik: Es ist die Zahl des Lebens, denn 20 Aminosäuren, von Alanin über Lysin bis Tyrosin, sind die Bausteine des Lebens.


Sie bilden zusammen die Proteine, die in jedem menschlichen Organismus als ‹immunologische Individualität› in einzigartiger Komposition oder besser Faltung vorhanden sind. Aus der 20 wird eine räumliche Struktur, so auch in der Geometrie: 20 ist die höchste Zahl, die bei den platonischen Körpern als Anzahl der Flächen oder Ecken auftritt. So besitzt das Pentagondodekaeder 20 Ecken und sein Pendant, das Ikosaeder, entsprechend 20 Flächen. Am einfachsten kommt die 20 an Füßen und Händen ins Bild. 20 Zehen und Finger zeigen beim Menschen in die Welt. Deshalb überrascht es nicht, dass viele Kulturen das 20er-Zählsystem besitzen, wie beispielsweise die Maya; angefangen mit ‹Xix’im› für eins bis ‹kal› für 20, hatten sie ein sogenanntes Vigesimalsystem. Ähnlich ist es in der altirischen Sprache, dort heißt 80 ‹ceithre fichid› (4 × 20), was sich ja im Französischen erhalten hat.

In den 20 Zehen und Fingern und auch in den 20 Milchzähnen, den geometrischen Körpern und den 20 Bausteinen des Eiweißes – immer geht es bei der 20 darum, den Raum zu ergreifen. Das verraten auch die Teiler dieser Zahl: 4 und 5. Hier kommen also die Raumesrichtungen und die 5 als Zahl des Menschen zusammen. Vielleicht ist deshalb, wie in Japan und Taiwan üblich, tatsächlich die 20 die Zahl der Volljährigkeit – die Zeitspanne, in der man sich als Mensch mit der Erde, dem Raum, verbunden hat.


Siehe: Wolfgang Held, Alles ist Zahl, Stuttgart 2017

Titelbild: Milchgebiss. Foto: Kazuend auf unsplash.com

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