Pastorale Praxis

Ein Auszug aus der Demeter-Reportage aus dem Jura – mitten aus einer ziehenden Schafherde mit 380 Schafen und der Hirtin Fabienne Keller, einer biodynamischen Bäuerin:


Ausgebildet in biologisch-dynamischer Landwirtschaft in Rheinau (ZH), erlebt sie ihre erste Wintertranshumanz. Seit dreieinhalb Monaten ist die junge Frau mit ihren 380 Schafen, zwei Eseln und drei Hunden im Jura unterwegs. Eine lange Reise durch die verschneiten Landschaften des Kantons, die sie mit einem anderen Hirten, Daniel Marti, 48 Jahre alt, unternimmt. […] Ihre Schafe haben sich endlich versammelt, eine kompakte weiße, schwarze und braune Prozession, bereit zum Aufbruch. Seit zwei Tagen lebt Fabienne auf den Höhen der Gemeinde Develier, in einer Höhe von 550 Metern. […] Dreißig Herden mit zwischen 100 und 1200 Tieren ziehen derzeit kreuz und quer durch das Land. Diese pastorale Praxis ist uralt: Einige Bauern vertrauen ihre Herden aus Futtermangel oder aus biologischer Überzeugung jeden Winter den Hirten an, die sie im Freien mästen sollen. Claudia Raimann-Choffat ist Demeter-Landwirtin in Soubey, am Ufer des Doubs. Sie ist diejenige, die Fabienne und Daniel eingestellt hat, nach einer Anzeige, die letzten Sommer in der Zeitung veröffentlicht wurde. «Ich hatte geschrieben: ‹Ich suche einen erfahrenen Hirten oder eine mutige Person.› Es gehört schon Mut dazu, vier Monate lang mit einer Herde unterwegs zu sein», lächelt sie. […] Ein Nomadenleben, fast abgeschnitten von der sesshaften Welt, wo die einzigen Begegnungen die mit Bauern sind, die sie [Fabienne Keller, Anm. d. Red.] zum Essen oder zum Duschen einladen. «Ich bin sozusagen mit meiner Herde verheiratet», fährt sie fort. Ich kümmere mich um sie. Ich liebe diese Beziehung und diesen Lebensrhythmus mit der Natur, aus der ich meine ganze Energie schöpfe.»


Vollständig unter Demeter
Original (französisch): ‹La Liberté›, 9. März 2021, Arnaud Guiguitant

Foto: Sofia Lismont

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