10 000 Dinge befinden sich in jedem Haushalt – so ist es häufig zu lesen. Niemand hat sie gezählt und unklar ist, ob ein Mineralienschrank ein- oder hundertmal, eine Bibliothek ein- oder tausendmal zu Buche schlägt.
Gleichwohl sind es viele Dinge, die wie eine zweite Kleidung, ein Planetensystem die Persönlichkeit umgeben. Die erste Postkarte seines Kindes, die Tasse aus der Vitrine der Oma – Dinge erzählen Geschichten. Doch dieses vielstimmige Flüstern, diese Gegenwart des Vergangenen wird mitunter zu laut und zur Last. Vielleicht ist aus diesem Grund der freundlichste Ort in Dornach die Wertstoff- und Entsorgungsstation ‹Ramstel›. Hier scheinen alle gut gelaunt zu sein, wenn sie sich samstags von Dingen befreien – Eisen zu Eisen, Papier zu Papier. Bücher wirft man nicht ins Altpapier, sondern legt sie vor den Container, bis eine interessierte Hand sie packt.
Unvergesslich der Spaziergang am Strand im Film von ‹Harald and Maud›: Er schenkt ihr einen Ring und sie wirft ihn unversehens ins Hafenbecken. «Danke! Jetzt weiß ich immer, wo er liegt!» Absurd und lehrreich: Es ist der Akt des Schenkens und Bekommens, der zählt, nicht das Besitzen. So haben alle Dinge ihr Schicksal, glänzen im Regal oder liegen vergessen in einer Schublade. Thomas Rau interessiert sich für deren Lebensende, wenn sie niemand mehr braucht, und er träumt auch hier vom Kreislauf, träumt von einer neuen Geburt. Dazu müssen die Dinge wieder zu Rohstoffen rückgeführt werden, jung werden, in ihr ‹stadium nascendi› geführt werden. Die Müllkippen und Deponien werden vom Endlager zu Orten des Werdens und die gute Stimmung des Kreislaufes der Dinge greift um sich.
Foto Jon Moore, unsplash