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Esoterik als Resonanzbeziehung

«Nicht das Verfügen über Dinge, sondern das in Resonanz Treten mit ihnen, sie durch eigenes Vermögen – Selbstwirksamkeit – zu einer Antwort zu bringen und auf diese Antwort wiederum einzugehen, ist der Grundmodus lebendigen menschlichen Daseins.»*


Wenn Hartmuth Rosa von ‹Resonanz› spricht, spricht er in philosophischen Worten von dem, was man ‹echte Esoterik› nennen könnte. Letztere ist nicht etwa eine unseriöse Gedankenspinnerei, sondern ein ernsthaftes Eingehen auf die Dinge selbst, mit ihnen in einen innigen Dialog eintreten.

Echte Esoterik ist – wie auch Resonanz – unberechenbar, von Nächtlichkeit umhüllt, weil sie eine tiefere Schicht des Wesens anspricht, die einem zunächst fremd erscheint. Als Esoterisch bezeichnete man in der Antike die mündlichen Lehren, die nicht verschriftlicht wurden. Esoterik lebt immer in der Gegenwart und hängt vom Hörraum ab. Es handelt sich um den Klang, die Resonanz zwischen Menschen oder zwischen der grossen Welt (Makrokosmos) und dem Menschen (Mikrokosmos), wie es in den alten Zauberbücher heisst.

Und diese Resonanz kann nicht von aussen bestimmt werden. Sie hängt von meiner inneren Aktivität ab. Das Innere der Dinge spricht – und hier beginnt die Verwandlung: «Resonanzbeziehungen sind … dadurch gekennzeichnet, dass sich mit und in ihnen Subjekt und begegnende Welt verändern.»* So auch echte Esoterik, die aus der Intimität der Begegnung immer eine Veränderung initiiert.


*Hartmuth Rosa, ‹Unverfügbarkeit›, Residenz Verlag, Dezember 2018

Zum Bild: Philipp Tok, Spuren der Aufmerksamkeit 2019. “Zusammenarbeit bedeutet, aus der eigenen Perspektive und dem Wollen der anderen einen Weg zu finden. Es ist notwendig, dass es dabei Kurven, Schlingen und Umwege gibt. Dafür ist es ein gemeinsamer Weg.”

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