Die Seele kultivieren

Gedenkausstellung für Eva Schneider-Boog, 1921–2013


Eva Schneider-Boog, ‹Farbstimmung in den Bergen›

Die Malerei, das Eintauchen in die Welt der Farben, das war ihr Leben, aber auch ihre Familie und der große Kreis ihrer Schülerinnen und Schüler. Vor 100 Jahren in Danzig (heute polnisch: Gdansk) geboren, kam Eva Schneider-Boog nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs in die Schweiz, wo sie ihr in Danzig begonnenes Studium der Malerei fortsetzte. Ihr Weg führte sie schließlich auch ans Goetheanum, wo sie unter der Anleitung von Agnes Linde die Skizzen und Aquarelle von Rudolf Steiner mit großer Hingabe studierte. Aus diesen Erfahrungen und den damit verbundenen Erlebnissen schuf sie im Laufe von mehr als 50 Jahren eine eindrucksvolle Vielzahl farbiger Ereignisfelder, auf denen die kontrastbetonten Farben sich immer wieder neu annähern, durchdringen, verbinden und lösen: ein alles belebender ‹Tanz der Farben› (Delaunay). Hier wird erlebbar, was Rudolf Steiner in seinem Vortrag vom 26. Juli 1914 (in: ‹Wege zu einem neuen Baustil›, GA 286) mit eindrucksvollen Worten seinen Zuhörern gleichsam zurief: «Dieses Element des Farbigen ist im Grunde genommen ein flutend Lebendiges, in dem wir auch lebendig mit unserer Seele darinnen leben.» Schon Kandinsky hatte 1912 in seiner programmatischen Schrift ‹Über das Geistige in der Kunst› einen bewussteren Umgang mit der Farbe eingefordert. Um welche Tiefendimensionen es ihm dabei ging, schildert er im siebten Kapitel so: «Dabei ist es nötig, dass der Maler außer seinen Augen auch seine Seele kultiviert.» Eva Schneider-Boog war auf einem guten Weg.

Es ist in der Tat ein Glücksfall, dass noch von ihr selbst und aus ihrem Umkreis heraus 2010 die Stiftung ‹Das Wesen der Farben – Stiftung von Eva Schneider-Boog› ins Leben gerufen wurde, die sich um die nachgelassenen Werke kümmert und immer wieder auch Ausstellungen auf den Weg bringt. So auch demnächst im Kunstschaudepot in Dornach.


Ausstellung ‹Aus dem Lebenswerk von Eva Schneider-Boog›, vom 12. November 2021 bis 18. Februar 2022 im Kunstschaudepot, Dornach, Juraweg 2–6.

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