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Der März im Zeichen des Mars

Der Name des Monats März kommt vom römischen ‹Martius›, dem Monat, der dem Kriegsgott Mars gewid­met war. Jeweils am 23. März wurde im alten Rom die Zeremonie des ‹Tubilustrium› gefeiert, es war der Tag, an dem die Feldzüge vorbereitet wurden. Der Name erinnert an die Tubae, die Trompetenstöße, mit denen die Feiern eröffnet wurden. Und Cäsar wurde an den Iden des März 44 v. Chr. ermordet.


Gerne werden die Vereinigten Staaten im Hinblick auf ihre imperialen Ansprüche und die ‹Pax Americana› das Neue Rom genannt. Das illustrieren auch die politischen Begriffe wie Republik und Senator sowie die Machtsymbole wie das Weiße Haus, gebaut im Stil des venezianischen Architekten Andrea Palladio, der die römische Antike als Vorbild hatte. Auch das ‹Kapitol› in Washington, mit seiner römisch anmutenden Kuppel, ist eine Bezeichnung, die sich von einem der sieben Hügel Roms, dem Kapitolinischen Hügel, herleitet.

Auch was die Kriege betrifft, verhalten sich die Vereinigten Staaten, als würden sie dem Kriegsgott Mars huldigen, denn mit Ausnahme des Afghanistan-Kriegs (Oktober 2001) und des Zweiten Golfkriegs (1990–1991) begannen die USA ihre Kriegsfeldzüge immer im Monat März.

Der Vietnamkrieg begann am 8. März 1965, als die ersten 3500 US-Marines in Da Nang landeten, um den dortigen Stützpunkt zu schützen. Nach dem Zwischenfall im Golf von Tonkin im August 1964 hatte der Kongress dem Antrag von Präsident Lyndon Johnson stattgegeben, Truppen nach Südvietnam zu schicken. Die Pentagon-Papiere (erschienen 1971) und die Memoiren von Robert McNamara (1995) belegen, dass die US-Regierung die Vorfälle im Golf von Tonkin durch bewusste Falschdarstellung zum Durchsetzen ihres seit 1963 geplanten direkten Kriegseintritts benutzte. Es war ein Sabotageakt unter falscher Flagge, um einen Krieg zu provozieren. Im November 1964 waren Präsidentschaftswahlen, die Johnson mit dem Versprechen gewinnen wollte, nicht in den Krieg einzutreten.

Der NATO-Krieg gegen Jugoslawien begann an einem 24. März 1999 und dauerte bis zum 10. Juni. Auch hier waren Massaker an Kosovaren als Eintrittsgrund für den Krieg angegeben worden, die so nicht stattgefunden haben. Der Krieg gegen den Irak begann am 20. März 2003 mit dem Vorwand, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besäße, was sich später als falsch herausstellte. Der versteckte Krieg gegen Syrien begann in Daraa an der Grenze zu Jordanien, als infiltrierte Söldner am 15. März 2011 Zivilisten töteten und damit einen Aufstand in dem spannungsgeladenen Land provozierten.

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… es ging ihnen um Zentralismus und Machtentfaltung und ein Ersterbenlassen der Individualität.

Die ‹humanitäre› Intervention in Libyen begann, nachdem am 17. März 2011 die Resolution 1970 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedet worden war, die Wirtschaftssanktionen, ein Waffenembargo und die Sperrung der Konten von Muammar al-Gaddafi, seinen Angehörigen und hochrangigen Regierungsbeamten vorsah. Da die Situation weiter eskalierte, kam am 19. März 2011 die Resolution 1973 dazu, die eine ‹no-fly zone› über Libyen vorsah und verlangte, dass alles Nötige getan werde, um das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen. Kurz danach kündigte die französische Regierung Luftangriffe an und begann mit der Bombardierung verschiedener Städte, zusammen mit Flugzeugen der NATO. Nach Beginn der Luftangriffe bestritt al-Gaddafi die Gültigkeit der Resolution. Er gab an, dass sie im Widerspruch zur Charta der Vereinten Nationen stehe, die Angriffskriege und jede ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Mitgliedslandes verbiete. Russland und China hatten sich bei der Verabschiedung der Resolution enthalten, denn ein Veto wäre möglich gewesen. Später bereuten sie diese Tatsache.

Am 25. März 2015 begannen Luftangriffe der von Saudi-Arabien geführten internationalen Koalition gegen die Huthis in Jemen. Jüngst stehen die Drohungen amerikanischer Politiker im Raum, in Venezuela notfalls mit Gewalt einzugreifen, falls die Regierung von Präsident Maduro nicht freiwillig zurücktreten werde.

Rudolf Steiner schildert, wie im Römertum einstmals Kräfte wirkten, die von ahrimanischen Mächten inspiriert waren: Es ging ihnen um Zentralismus und Machtentfaltung und ein Ersterbenlassen der Individualität. Diese Kräfte versuchen in der heutigen Zeit erneut ihr Ziel zu erreichen. «Dasjenige, was unter dem westlichen Impuls steht, das sieht ab von den geistigen Zusammenhängen, geht auf das Physisch-Sinnliche; […] das heißt, es muss möglichst in die Machtorganisation des sozialen Lebens das Geistige hineinfließen. Daher strebt diese einseitige Machtorganisation nach großen Imperien, nach mächtigen Organisationen, welche die einzelne Individualität vernichten.»*. Es wird in Zukunft darum gehen, die geistigen Kräfte zu durchschauen, die am Wirken sind.


* GA 171: Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit, Vortrag vom 14. Oktober 1916

Bild: Zeus (Mitte) trennt Athena (links) und Ares (rechts), während Kyknos (ganz rechts) vor Herakles (hier nicht sichtbar) flieht, der sich in seinem Wagen (ganz links) nähert. Ca. 540–510 © British Museum

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