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Tätige Reflexion

Der Lehrer und Sprachgestalter Frank Oele hat überwältigende 150 Schauspielstücke – auch einige, die er zusammen mit Schülern geschrieben hat – sowie Opern und Musicals auf die Bühne gebracht.


Zwei dieser Opern, ‹Orpheo› und ‹Mikado›, wurden im Goetheanum bei der Weltlehrertagung aufgeführt. Vor fünf Jahren gründete er zusammen mit ehemaligen Schülern die Vrije Theaterschool in Den Haag für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 25 Jahren. Frank Oele unterrichtet Schauspiel, Niederländisch und Philosophie an der Waldorfschule in Den Haag und seit einigen Jahren auch Sprach- und Dramatherapie an der Hochschule in Leiden.

Welche Menschen oder Methoden waren deine Lehrmeister für die Theaterpädagogik?

Durch Christopher Marcus wurde ich für die Kunst des Schauspiels begeistert und durch ihn erlebte ich den Satz von Shakespeare: «Suit the action to the word.» Von Johannes Händler habe ich das Handwerk gelernt. Erna Grund und Paul Baravalle haben mir die tiefe Kraft der Sprache erlebbar gemacht. Mein Vorgänger in der Schule, Willem Veltman, hat mich die Wichtigkeit des Details in Kleidung, Bühnenbild und bei den Attributen gelehrt. Bei meiner Methode stütze ich mich unter anderem auf Peter Brook, auf den phänomenologischen Ansatz von Anton Tschechow und auf Rudolf Steiners ‹Dramatischen Kurs›.

 


Foto: Waldorfschule Den Haag

Foto: Waldorfschule Den Haag

 

Was begeistert dich persönlich an dieser Arbeit?

Mich begeistert, wie sich der einzelne Schüler durch seine Rolle anders kennenlernen kann und die Möglichkeit hat, über sich selbst hinauszuwachsen. Novalis sagt dies so: «Das Theater ist die tätige Reflexion des Menschen über sich selbst.»

Was sind für dich die wichtigsten Kriterien in dieser Arbeit mit den Schülern?

Mir ist wichtig, dass die Schüler Freude im Prozess des Erlernens und Spielens eines Stückes erleben und dass eine Gruppendynamik entsteht, in der sie sich gegenseitig unterstützen lernen. Meine Kriterien hole ich aus dem griechischen Fünfkampf, wie Rudolf Steiner ihn beschrieben hat: 1. Ist der Schüler zu verstehen? Wird gut artikuliert? (Laufen) 2. Wird dynamisch gespielt? Gibt es eine lebendige Abwechslung zwischen schnell und langsam, leise und laut, Spannung und Entspannung? (Springen) 3. Stimmen die Gebärden mit der Handlung und dem Inhalt überein? (Ringen) 4. Erreicht das Geschehen auf der Bühne auch den Zuschauer? (Diskus) 5. Wird der Zuschauer im Herzen berührt? (Speer)


Titelbild: Frank Oele. Foto aus dem Video von Remlicht Producties (www.remcozwinkels.nl) auf Vimeo

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