Sinnfindung durch Goetheanismus

Von der Biologie und Chemie kommend, promovierte Christoph Hueck in bakterieller Genetik. Er arbeitete als Waldorflehrer und gründete 2014 mit anderen die Akanthos-Akademie in Tübingen.


Warum haben wir fünf Finger und nicht vier oder sechs? Warum ist der Kopf rund? Warum gehen wir auf zwei Beinen? Die Naturwissenschaft sagt: All das hat sich zufällig so entwickelt und dient letztlich dem Überleben. Hätten wir jedoch sechs Finger, einen länglichen Kopf und liefen vierfüßig, so bliebe die Antwort wohl dieselbe. Diese kleine Überlegung zeigt: ‹Zufall› erklärt die Erscheinungen nicht. Die Naturphänomene sind uns unverständlich geworden. Man kann jedoch lernen, im ‹Buch der Natur› zu lesen. Der Weg dazu hat vier Schritte: genaues, liebevolles Beobachten, Ordnen und Vergleichen im Hinblick auf Metamorphosen und Polaritäten, empathisches Einfühlen in die Erscheinungen, um sie und ihre Verwandlungen in meditativer Vertiefung gleichsam von innen zu erleben, und das Finden und Formulieren des großen Zusammenhangs, in dem sie erscheinen.

So zeigt der Mensch die Polarität des runden, ruhenden, innenraumbildenden Kopfes und der gestreckten, beweglich nach außen wirkenden Glieder. In der Mitte durchdringen sich diese Pole im rhythmisch gegliederten, rundlichen Brustkorb und der gestreckten Wirbelsäule. Der Kopf ist als Zentrum des Bewusstseins ein Abbild des ihn umgebenden Kosmos, die Beine ein Abbild der Erdenkraft, und durch die Mitte gestalten wir in Freiheit unser Verhältnis zur Welt. Die menschliche Gestalt ist eben kein Zufall, sondern eine wunderbare Komposition, durch die die Urpolarität, das Licht und die Gesetze des Himmels mit der Materie und Kraft der Erde verbunden wird. Und weil wir diese Pole auch innerlich durch Intelligenz und Willen verbinden, erschaffen und gestalten wir eine neue Welt.


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Bild Screenshot aus der Video-Führung durch die Ausstellung mit Christiph Hueck

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