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Mitten im Leben

Die Karl-Schubert-Schule Leipzig ist seit 2011 die zweite Waldorfschule in Leipzig. Sie ist eine inklusiv arbeitende Schule mit Stadtteilcharakter – und Schulrestaurant.


Freudige Ereignisse und tragische Schicksalsschläge liegen eng beieinander. Im Mai zogen die Mittel- und Oberstufenklassen in ihren Neubau; im Foyer wird gerade einer tödlich verunglückten jungen Mutter gedacht. Am 9. Oktober, am Vortag des Treffens anthroposophischer Medienschaffender an der Schule, gab es einen Anschlag auf die Synagoge in Halle – aufgrund eines Gerüchts über Terroralarm auch in Leipzig galt es, die Kinder zunächst nicht allein auf den Nachhauseweg zu schicken.

Als sich die Gründerinnen und Gründer der Karl-Schubert-Schule aufmachten, wussten sie, auf was sie sich einlassen, mit manchem haben sie nicht gerechnet. Da die Schulgenehmigung 2010 ausblieb, begann die erste Klasse vormittags in der Patenschule, der Freien Waldorfschule Leipzig im Norden. Am Nachmittag zogen die Kinder dann auf das eigene Schulgelände im Süden der Stadt, wo die bereits genehmigte Betreuung stattfand. «So machten die Schülerinnen und Schüler auf den Fahrten mit der Straßenbahn auf das neue Schulprojekt aufmerksam», erinnert sich nicht ohne Schmunzeln Birgit Thiemann, Mitinitiatorin und eine der beiden Geschäftsführerinnen.

Die Karl-Schubert-Schule bejaht ihre Herausforderungen. Etwa wenn ein Kind nur Englisch spricht. «Dabei erfahren alle Kinder, wie nützlich Fremdsprachen im täglichen Leben sein können», hat Birgit Thiemann beobachtet. In allen Klassen werden bis zu fünf Kinder mit besonderem Förderbedarf unterrichtet. Angegangen werden die Herausforderungen mit Team-Teaching, tiergestützter Pädagogik, Forst- und Küchenpraktika, Schulclub ab Klasse 5, vielfältigen Therapieangeboten und umfangreichen Möglichkeiten, ein Musikinstrument spielen zu lernen. Zum Lernziel gehört nicht zuletzt, in einer Gemeinschaft leben zu lernen.

Dass bei der Ausgabe des Mittagessens kein strenger Ton herrscht, ist ein Ergebnis der dem Leben zugewandten pädagogischen Praxis. Dass der Schulkoch Wert darauf legt, ein Schulrestaurant zu führen und keine Mensa, kann man schmecken. Dass ein Lehrer den Abschnitt des Medientreffens zur Meditation gestaltete und zudem virtuos Balalaika spielte, zeigt, wie vielseitig das Leben hier ist.

Zwei Bauabschnitte sind noch offen: eine Mehrzweckhalle für Sport und Veranstaltungen mit angrenzendem Werkstattgebäude sowie ein Unterstufenbau mit Hort und Kindergarten. Auch auf dem Nachbargelände wird gebaut. Geplant ist ein Gaskraftwerk mit einer fast 60 Meter hohen Fassade. Ist dieses Projekt gefährlich? Birgit Thiemann weiß auch hier sachlich zu informieren.


Web: karl-schubert-schule-leipzig.de

Bild: Karl-Schubert-Schule Leipzig. Foto: Sebastian Jüngel

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