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Leibbildung, ein Tätigkeitsbericht

Ich kann für oder gegen dieses oder jenes argumentieren, jedoch setze ich mich nicht für oder gegen etwas ein, wenn ich argumentiere. Der Einsatz und das Argument sind grundverschieden.


Während ich argumentiere, halte ich mir das Leben vom Leibe, agiere ich ‹leibfrei›, bin ich noch nicht wirklich leibhaftig angesprochen. Ich bleibe außen vor, während die Argumente die Klingen kreuzen. Wenn ich mich jedoch für oder gegen dieses oder jenes einsetze, dann bin ich leibhaftig angesprochen. Ich setze mich dann aufs Spiel. Ich bin dann mit einer Sache verbunden, die dank mir wesentlich und, wenn ich ‹gut› bin, ‹gut› wird.

Während es Pro- und Contra-Argumente gibt, so gibt es nur ein Ich oder kein Ich, das sich einsetzt. Der Einsatz lässt sich nur vollziehen oder verweigern. Er schafft. Er bildet. Ja, er ist leibbildend. Ich bilde meinen Leib aus, wenn ich mich leibhaftig für etwas einsetze. Ich bilde etwas aus, das sich wiederum für mich einsetzt. Denn wer setzt sich wirklich für mich ein? Mein Leib! Ich verdanke meinem Leib meine Leibhaftigkeit. Ich verdanke meinem Leib meine Wirklichkeit. Ich nehme dank meines Leibes an Himmel und Erde teil.

Der spiritualistische Anti-Materialismus und der materialistische Anti-Spiritualismus bringen jeweils eine Leibfeindlichkeit mit sich, die uns ‹entleibt›. Wir sind nicht bloß Körper und nicht bloß Geist. Wir sind leibhaftig. Ich will die Leibhaftigkeit, die mir geschenkt wird, zur Wirklichkeit einer neuen Leiblichkeit verwandeln. Ich will meinen Leib nicht leugnen, sondern lieben. Ich will schließlich einen Leib bilden, der ein Ich-Leib ist.

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