Gott erkennen

Denke stets daran, dass für dich nichts unmöglich ist: Halte dich für unsterblich und fähig, alles mit deinem Geist zu erfassen, jedwede Kunst und Wissenschaft zu kennen; finde dich am Wohnort jedes Lebewesens zu Hause; mache dich höher als alle Höhen und tiefer als alle Tiefen; bringe in dir alle Gegensätze der Qualitäten zusammen: heiß und kalt, Trockenheit und Flüssigkeit; denke, dass du überall zugleich bist: auf Erden, im Meere und im Himmel; denke, dass du noch nicht gezeugt bist, sondern im Mutterleib; denke, dass du jung, dass du alt bist, dass du tot und in der Welt jenseits des Grabes bist: Ergreife in deinem Geist all dies zusammen; und dann wirst du Gott erkennen.

Aus ‹Poimandres›, einem Text, der in der hermetischen Tradition Hermes Trismegistos zugeschrieben wird, erschienen in: Manfred Ehmer, Das Corpus Hermeticum, 2016.


Mit dem Geist in die Andersheit der Welt eindringen, um mit der Welt und ihren vielfältigen Erscheinungsformen eins zu werden: Ist das nicht das Ziel der Meditation? Louis Defèche


Zeichnung von Philipp Tok

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