Ein weiterer Sturz im wilden Westen

Die skandalöse Krise des Kryptowährungsmarktes schreitet rasch voran. Am 8. November wurde bekannt, dass die bekannte Börse FTX mit Geldern von Kundinnen und Kunden gehandelt und dabei fast zehn Milliarden Dollar verloren hatte.


FTX und ihr Gründer, Sam Bankman-Fried, galten im letzten Jahr als helles, vertrauenswürdiges Licht. Der 30-jährige ehemalige Milliardär galt als Genie mit reinem Herzen und wurde bejubelt, als er sich vor dem Kongress für eine Regulierung des Kryptowährungsmarktes aussprach – eine Regulierung, die zentralisierte Börsen wie seine eigene anstelle von dezentraleren Börsen begünstigt hätte. Hinter den Kulissen hatte Bankman-Fried jedoch Kundengelder von FTX an seine Handelsfirma Alameda Research verliehen. Als Alameda das Geld verlor und die Kredite nicht zurückzahlen konnte, kam es zu einem Liquiditätsengpass, und die FTX-Nutzer und -Nutzerinnen konnten ihre Gelder nicht abheben. Sie haben jetzt Konkurs angemeldet. Wenn es einen Silberstreif am Horizont gibt, dann dass andere Börsen sofort ihre Bemühungen um Transparenz verstärkt haben und damit Zweifel ausräumen, dass sich ein solcher Vorgang wiederholen könnte. Nichtsdestotrotz sind Milliarden und Abermilliarden von Dollar verloren gegangen, und auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in eine Branche, die ohnehin schon als sehr riskant gilt, wurde stark beeinträchtigt. Kryptobefürwortende argumentieren, dass dies keinen Einfluss auf die zugrundeliegende Blockchain-Technologie hat, die durch weitere Dezentralisierung und inhärente Transparenz in der Lage sein sollte, solchen Machtmissbrauch durch einzelne Personen oder Institutionen zu verhindern. Dennoch sind wir weit davon entfernt, dass eine solche Technologie Bürgerinnen und Bürgern auf einfache und vertrauenswürdige Weise zugänglich ist. Bis dahin ist die Kryptowelt immer noch der wilde, wilde Westen.


Bild Sofia Lismont

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