exc-5e3b1098fb8df43f9b33d338

Ein Schritt zur Seite

In Frankreich wächst das Interesse an anthroposophischen Initiativen – das ruft auch heftige und polemische Kritik auf den Plan. Dabei wird der anthroposophische Ansatz nicht ernst genommen. An Silvester nahm dies eine Initiative zum Anlass, sich intensiver manchen Fragen zu widmen, um die es dabei geht.


Indoktrination und gefährlicher Glaube: Im Dezember und im Januar strahlten ‹France 2› und ‹Arte› Frankreich zwei überaus negative Reportagen über Anthroposophische Medizin und Waldorfpädagogik aus. Nicht um Aufklärung und sachliche Debatte, wozu staatliche Fernsehanstalten sich verpflichtet haben, ging es hier. Die Sendungen waren vielmehr Breit­seiten, um eine vermeintlich attraktive Alternative zu entlarven. Um mit langem Atem und Transparenz daran zu arbeiten, solchen Angriffen den Boden zu entziehen, muss man sich mit der Definition der Anthroposophie auseinandersetzen.

Diese Fragestellung bewegten 25 Menschen auf Einladung des anthroposophischen Magazins aether im Foyer Michaël in einem fünftägigen Workshop. Xavier Four (Künstler und Doktorand in Soziologie), Martin Bernard (Journalist in der Schweiz) und die ‹Goetheanum›-Redakteure Louis Defèche und Jonas Lismont versuchten, die Anthroposophie in einem breiten Panorama zu verankern. Im Laufe der Tage wuchs eine innere Evidenz: Anthroposophie ist kein losgelöster, auf sich selbst gerichteter Gedankeninhalt, sondern ein geistiges Ich-Erlebnis, das jeder Mensch haben kann, und ein Impuls, sich engagiert und brüderlich mit der Welt zu verbinden. Sie hat keinen anderen Inhalt als diese Welt, die alle Zeitgenossen teilen, und stützt sich nicht auf geschriebene Wahrheiten, sondern auf eine innere und individuelle Aktivität. Sie entsteht in der Geschichte nicht durch einen willkürlichen Bruch, sondern ist eine Vertiefung von manchmal vergessenen wissenschaftlichen und humanistischen Impulsen. Steiner, aber auch Goethe, Schelling und Novalis sind zentrale Figuren, die zu dieser Anthroposophie angeregt haben. Auch im heutigen wissenschaftlichen, philosophischen und künstlerischen Kontext steht sie nicht isoliert da, im Gegenteil: Sie könnte eine zentrale, legitime Stelle einnehmen und den Dialog über die Herausforderungen der Gegenwart fördern. Während der Tagung konnten die Teilnehmenden konkrete Initiativen ergreifen, die durch aether vermittelt und möglicherweise zu weiteren Einladungen führen werden.


Mehr www.aether.news, Reportage France 2: www.tiny.cc/France2Medizin, Reportage Arte: www.tiny.cc/ArteWaldorfschule

Foto: Valeska Muller

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare