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Die Drei ist die Brücke

Sie sei, so Honoré de Balzac, mit der Sieben die größte geistige Zahl, sie sei, wie Aristoteles sagt, die einzige Zahl, die Anfang, Ende und Mitte habe und von jedem nur eins. Wohl deshalb ist die Drei die Königin unter den Zahlen und steht in der Mitte aller Religion.


In Sumer vor 7000 Jahren sind es Anu, Enlili und Ea, Himmel, Luft und Erde, im alten Indien der Schöpfer Brahma, der Zerstörer Shiva und der Erhalter Vishnu und in Ägypten Isis und Osiris und ihr Sohn und Erlöser Horus. Was im Äußeren als die Raumesrichtungen sich aufspannt, den Stoff als fest, flüssig, gasförmig erscheinen lässt, die Zeit als Triade von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigt, dem stellt Platon das Ideal des Schönen, Wahren und Guten zur Seite und Paulus die Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung. Im Märchen erfüllen sich drei Wünsche, gehen drei Söhne in die Welt und müssen drei goldene Haare gezogen werden. Drei Könige finden das Kind. Später suchen drei Musketiere die Freiheit, fliegen drei Astronauten zum Mond. «Das Tao erzeugt die Einheit, die Einheit erzeugt die Zweiheit, die Zweiheit erzeugt die Dreiheit und die Dreiheit erzeugt alle Dinge», sagt Laotse.

Die Drei ist also die Brücke von dem Einen und dem Vielen, die Brücke von ich und wir. Es überrascht deshalb nicht, dass, will man in einer Gemeinschaft den Einzelnen zum Leben bringen und zugleich die Gemeinschaft an den Himmel anschließen, die Drei ihren Grundriss bildet. Rudolf Steiner im Vortrag ‹Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten› am 2. April 1923: «Die Drei gliedert.»


Text weitgehend aus: Wolfgang Held, ‹Alles ist Zahl›, Stuttgart 2017

Titelbild: Es gibt das Kunstwerk und es gibt dessen Betrachter und es gibt den oder die, die dies Anschauen betrachtet. Wie andere die Welt sehen, das zu sehen, das bildet. Biennale 2019, Urike Müller, Container, 2019
Foto: Johannes Nilo

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