Wer tanzt denn da mit goldenem Besen über die Bühne?
Richtig, Aschenputtel oder, wie sie richtig heißen müsste, Celeste (leichtfüßig dargeboten von Danuta Swamy von Zastrow). Die Tochter aus gutbürgerlichem Hause findet einen Prinzen zwischen Gartenhecken, und gemeinsam mit ihrem Besen drehen sie ein paar Runden umeinander, ehe sie sich wieder aus den Augen verlieren. Celeste, die selbst in die Welt hinaus möchte, begegnet Achim, der sich im Müßiggang ergeht und erst durch die Liebe zu ihr erweckt wird. Natürlich ist dieser Weg mit Hindernissen versehen, denn Celeste hat eine neue Herrin im Haus, die imposante Gouvernante Adelgunde, die mit ihren Töchtern den Ton angibt und Celeste in die Rolle der Haushälterin drängt. Obwohl sich Widerspruch in ihr regt, verrichtet Celeste die Arbeit. Erst als eine Einladung aus dem Schloss winkt, ist sie nicht mehr bereit, alles hinzunehmen und kämpft für ihre Teilnahme am Tanzfest.
Die vier Darstellenden der Compagnie Orval haben am 10. November im Goetheanum wieder ihre multiplen Bühnenfähigkeiten bewiesen. Das Stück fußt auf einem Text (Christoph von Zastrow), der scheinbar mühelos die literarischen Formen vereint und so vielschichtig ist, dass er von Alt bis Jung alle unterhält. Mit viel Schalk wirft er die Frage nach der Liebe und den Motiven hinter unseren Taten auf. Dabei brillierte erneut Marcus Violette, der gleich ein ganzes Spektrum von Figuren und Stimmen spielte und 90 Minuten den Faden als Erzähler spann. Neben Danuta Swamy von Zastrow glänzte Miguel Faria Medeiros de Souza in der Eurythmie. Die beiden verwoben ihr eurythmisches Können mit Artistik, Musik und Humor. Sie zeigen, was manchmal in Zweifel gezogen wird, dass mehrere Mittel sich nicht vermischen und dadurch schlechter werden, sondern einander steigern können (wenn man es denn kann). Daniel Molina Eyzaguirre lieferte neben bezaubernder Gitarrenmusik einen sehr unterhaltsamen Auftritt als Darsteller. Besonders gelungen sind die durchinszenierten Übergänge zwischen den Rollen, beim Bühnenbild oder den Szenen. Was auch der Regie von Rob Barendsma zu verdanken sein dürfte. Die feine Beleuchtung (Julian Hoffmann) und das vielseitig nutzbare Bühnenbild machen die Inszenierung wirklich zu einem kleinen Fest für das Auge.
Im mittelalterlichen Setting von ‹Aschenputtel› laufen die gauklerischen Talente der Compagnie Orval zur Höchstform auf, und es sind ihnen noch viele Zuschauende zu wünschen, wenn sie durch die Lande ziehen. Denn sie sind wahrlich vier Narren – und das könnte kein größeres Kompliment sein.