Ich war auf einer Jugendtagung in Freiburg in Deutschland und habe mit einer Gruppe von jungen Menschen über die Gestaltung der Zukunft gesprochen.
Ein Konsens, der bei diesen jungen Menschen ganz klar da war: Wir werden keine menschenwürdige positive Zukunft haben, wenn wir nicht die Gesellschaft mit Kunst und Kultur durchdringen. Eine positive Gestaltung heißt eine kulturelle Gestaltung. Da stellte sich für mich als Wissenschaftler die Frage: Welche Rolle spielt denn die Wissenschaft für diese Zukunft? Es gab dazu im Gespräch zwei typische Gesichtspunkte: Wissenschaft ist wichtig, denn sie erlaubt uns, Dinge zu verstehen und gleichzeitig gibt sie uns Techniken an die Hand, mit deren Gebrauch wir die Zukunft gestalten können. Die andere Position hat Wissenschaft eher kritisch gesehen: Die Wissenschaft gibt uns Techniken an die Hand, deren Gebrauch zu Problemen führt – sozial und ökologisch. Dabei können wir beobachten, dass sich unser Denken einem technischen Denken annähert. Für beide Positionen kann man sehr viele gute Gründe finden. Das Résumé damals war, dass nicht so sehr von der Wissenschaft abhängt, ob der erste oder der zweite Punkt mehr gültig ist. Es hängt vor allem davon ab, wie wir mit der Wissenschaft umgehen.
Aus Goetheanum.tv Matthias Rang: ‹Machen wir aus der Naturwissenschaft eine Religion? (2)›
Bild Matthias Rang während seine Vortrages. Screenshot aus‹ Machen wir aus der Naturwissenschaft eine Religion?› auf goetheanum.tv
Natürlich ist Goetheanismus die Lösung, der kulturelle Zugang. Das ist die Positivseite. Für den Zweifler gibt es aber dazuhin noch eine Naturwissenschaftskritik, die klare Grenzen und Fehlentwicklungen nachweist. Dazu möchte ich das Buch des Mediziners und Informatikers Oliver Lazar „Jenseits von Materie“ (2021) empfehlen. (S.a. Rezension in DieDrei 6/22 S. 96)