Zur Impfentscheidung

Seit Ausbruch der Coronapandemie betreuen anthroposophische Ärztinnen, Ärzte und Pflegende an Covid-19 Erkrankte ambulant und stationär. Anthroposophische Kliniken sind an der intensivmedizinischen Versorgung beteiligt.


Es werden sowohl konventionelle als auch anthroposophische Be­hand­lungsmethoden integriert. In der anthroposophischen Medizin, Altenpflege und Sozialtherapie wird auch die Impfung angesprochen und die individuelle Impfentscheidung, ggf. unter Einbeziehung von Angehörigen und Betreuenden, respektiert.

Für die ersten mRNA-Impfstoffe und einen ähnlich wirkenden viralen Vektorimpfstoff, die eine bedingte Zulassung erhalten haben, wurde eine hohe Wirksamkeit für die kurzfristige Prävention nachgewiesen. Andere Impfstoffe, die auf unterschiedlichen Impfmechanismen basieren, befinden sich in der Entwicklung oder werden bereits intensiv eingesetzt, ohne dass wissenschaftliche Daten aus klinischen Phase-III-Studien veröffentlicht wurden. Es ist noch unklar, ob Geimpfte das Virus weiter übertragen können – wir erwarten zeitnah Forschungsdaten zu dieser wichtigen Frage, von der auch abhängt, inwieweit die Impfung zu einer sogenannten ‹Herdenimmunität› beitragen kann. Studien zu den beiden zugelassenen mRNA-Vakzinen und einem viralen vektorbasierten Impfstoff zeigen eine akzeptable Sicherheit in der Kurzzeitbeobachtung. Seltene, schwerwiegende Nebenwirkungen können jedoch erst dann ausgeschlossen werden, wenn eine sehr große Anzahl von Personen geimpft und über einen längeren Zeitraum beobachtet wurde. Wir fordern daher ausreichend groß angelegte Langzeitstudien und anonymisierte Impfregister.

Die Medizinische Sektion spricht sich für die Freiwilligkeit der Impfung aus. Die Freiwilligkeit der Impfung ist ein Grundrecht demokratischer Gesellschaften und die Voraussetzung für eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, nicht zuletzt angesichts der noch offenen Fragen zur Wirksamkeit und Sicherheit.

Für eine Impfempfehlung im Kindesalter besteht derzeit keine Grundlage.

Darüber hinaus sollte die Politik Szenarien indirekter Impfverpflichtungen, z. B. durch Arbeitgebende, Versicher­ungen oder Transportunternehmen, entgegentreten!

Ein zentrales Impfregister mit zuverlässiger Anonymisierung bei individueller Impfentscheidung der Bürgerinnen und Bürger ohne offene oder versteckte Diskriminierung könnte zu einer Optimierung wissenschaftlicher Erkenntnis über Covid-19 beitragen. Die Coronakrise setzt uns allen zu, umso mehr sollten wir Gräben überwinden und zusammenstehen!


Titelbild: Sam Moqadam von Unsplash

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare