Wohin führt das Studium der Anthroposophie?

Der Weg in die Anthroposophie beginnt mit dem Studium, und zugleich ist dieses Studium viel mehr als die gedankliche Begegnung, sondern bereits Berührung mit deren Kraft und Leben. Ron Dunselman untersucht diese Perspektiven anthroposophischen Studierens anhand von Rudolf Steiners Äußerungen.


Am Ende seiner Vortragsreihe ‹Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung› in Torquay, Großbritannien, von 11. bis 24. August 1924 schildert Rudolf Steiner, dass er eine esoterische Praxis weiterführe, wie sie schon seit Langem gepflegt worden sei. Es gehöre dabei zur kulturellen Entwicklung, dass wenige Menschen die geistigen Tatsachen erforschen, um dieses Wissen dann anderen mitzuteilen. Seine Darstellung gipfelt in der Frage: «Was ist denn daher das Notwendige?», um gleich selbst zu antworten: «Dass sich die Anschauung entwickle: Es muss zunächst dasjenige erforscht werden, was aus der geistigen Welt erforscht werden soll, durch diejenigen Menschen, die in ihrem gegenwärtigen Leben Kräfte zu Hilfe nehmen können aus früheren Inkarnationen, die sie befähigen, dasjenige heraufzubringen, was notwendig ist, um zu forschen; dass ferner das, was so erforscht wird, von einer Anzahl von Menschen, von immer mehr und mehr Menschen aufgenommen werde, verstanden werde in Ideen, wie es verstanden werden kann; und dass dadurch, wenn in gesundem Verstehen das spirituell Erforschte aufgenommen wird, gerade für diese anderen Menschen aus dem Verstehen heraus die Grundlage geschaffen wird, auch wirklich in die geistige Welt hineinzuschauen. – Denn ich habe es ja oftmals ausgesprochen: Es ist der gesündeste Weg, um wirklich in die geistige Welt hineinzukommen, sich zunächst mit der Lektüre zu befassen oder mit dem Aufnehmen dessen, was aus der geistigen Welt verkündet wird. Nimmt man diese Gedanken auf, so beleben sie sich innerlich, und der Mensch kommt hinein in das Verstehen nicht nur, sondern auch in das Erschauen, so wie es sein Karma zulässt.» (1)

Am Ende seiner Betrachtung kommt er auf einen der falschen Wege zur geistigen Welt zu sprechen: «[…] wenn du dich auf dieses Alltagsbewusstsein richtig verlassest, dann kommst du auf ein völliges Verständnis dessen, was aus der Initiationswissenschaft heraus gesagt wird. – Und wenn man glaubt, man könne nicht ein solches Verständnis haben, ehe man selber eindringen kann, so gibt man sich einem ganz großen Irrtum hin. Und das ist wieder einer der falschen Wege, auf die man sich heute begibt, zu sagen: Was geht mich die Geistwelt an, solange ich nicht selber hineinschauen kann. – Hier liegt einer der allergrößten, der allergefährlichsten, der allerdeutlichsten Irrtümer vor. Dieser Irrtum muss vor allen Dingen von einer Bewegung, wie sie die Anthroposophische Gesellschaft verkörpert, scharf ins Auge gefasst werden.» (1)

Es sind ernsthafte Worte, die Rudolf Steiner hier in seinem letzten Lebens- und Arbeitsjahr spricht. In seiner ‹Geheimwissenschaft im Umriss› beleuchtet er den geschilderten Weg aus der Perspektive der sieben Stufen des Einweihungsweges. Die erste Stufe ist «das Studium der Geisteswissenschaft, wobei man sich zunächst der Urteilskraft bedient, welche man in der physisch-sinnlichen Welt gewonnen hat». Nachdem er die sechs weiteren Stufen beschrieben hat, sagt er: «Die Stufen brauchen aber nicht so gedacht zu werden, dass sie nacheinander durchgemacht werden. Die Schulung kann vielmehr so verlaufen, dass je nach der Individualität des Geis­tesschülers eine vorhergehende Stufe nur bis zu einem gewissen Grade durchschritten ist, wenn er beginnt, Übungen zu machen, welche der folgenden Stufe entsprechen.» (2) Das Studium bleibt also eine Grundlage für alle weiteren Schritte auf dem Pfad der höheren Erkenntnis. Eine Grundlage, zu der man immer wieder, in Kombination mit den von Rudolf Steiner gegebenen Übungen, zurückkehren kann.

Mich haben diese Worte Rudolf Steiners in der ‹Geheimwissenschaft› inspiriert, seit meiner ersten Begegnung mit der Anthroposophie an meinem 25. Geburtstag, als ich dieses Buch von einem Freund geschenkt bekam («Das ist etwas für dich, Ron!»). Ich wurde damals zusammen mit meiner Frau Milou in einigen Studiengruppen aktiv, die sich Rudolf Steiners Schriften widmeten. Es war solch eine Freude, unter der Leitung eines erfahrenen, älteren Anthroposophen als kleine Gruppe junger Menschen über Jahre an jenen Büchern zu arbeiten! Als ich dann in meinem 50. Lebensjahr die Aufgabe bekam, für die niederländische Übersetzung des Zyklus ‹Das Initiaten-Bewusstsein› ein Nachwort zu schreiben (1), empfand ich die eingangs beschriebenen Worte Rudolf Steiners als volle Bestätigung und Ermutigung des eingeschlagenen Weges. Das Studium wurde zur täglichen Arbeit und zur Gewissheit, dass dieser Weg zukünftig ist und noch lange Zeiträume und viele Menschen brauchen wird, denn das Buch muss, wie es in der Apokalypse auch beschrieben ist, «verdaut werden».

Die Methodik des Studiums

Die geschriebenen Grundwerke haben absichtlich einen schwierigen Stil. Sie setzen im Leser guten Willen voraus, sich darauf einzulassen. Rudolf Steiner schreibt dazu im Vorwort der ‹Geheimwissenschaft› von 10. Januar 1925: «Ich habe ganz bewusst angestrebt, nicht eine ‹populäre› Darstellung zu geben, sondern eine solche, die notwendig macht, mit rechter Gedankenanstrengung in den Inhalt hineinzukommen. Ich habe damit meinen Büchern einen solchen Charakter aufgeprägt, dass deren Lesen selbst schon der Anfang der Geistesschulung ist. Denn die ruhige, besonnene Gedankenanstrengung, die dieses Lesen notwendig macht, verstärkt die Seelenkräfte und macht sie dadurch fähig, der geistigen Welt nahezukommen.» (2) Im Vorwort der dritten Auflage des Buches ‹Theosophie› lesen wir: «Wie man Bücher in unserem Zeitalter zu lesen pflegt, kann dieses nicht gelesen werden. In einer gewissen Beziehung wird von dem Leser jede Seite, ja mancher Satz, erarbeitet werden müssen. Das ist mit Bewusstsein angestrebt worden. Denn nur so kann das Buch dem Leser werden, was es ihm werden soll. Wer es bloß durchliest, der wird es gar nicht gelesen haben. Seine Wahrheiten müssen erlebt werden. Geisteswissenschaft hat nur in diesen Sinne einen Wert.» (3)

Die geschriebenen Grundwerke haben absichtlich einen schwierigen Stil. Sie setzen in Leserin und Leser guten Willen voraus, sich darauf einzulassen.

Wohin bringt diese Art der Geisteswissenschaft die Leserin, den Leser? Zum Wesen Anthroposophia, zur Seele Rudolf Steiners! Denn er schreibt in der ‹Geheimwissenschaft›: «Was nämlich von übersinnlichen Weltinhalten gewusst werden kann, das lebt in dem Darsteller als lebendiger Seeleninhalt; und lebt man sich in diesen Seeleninhalt ein, so entzündet dieses Einleben in der eigenen Seele die Impulse, welche nach den entsprechenden übersinnlichen Tatsachen hinführen.» (2) In seinem Buch ‹Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?› drückt er im Kapitel ‹Die Stufen der Einweihung› unter ‹Die Vorbereitung› diesen Weg zum eigenen Erschauen etwas anders und doch im gleichen Sinne aus: «Zu all dem Gesagten muss vielmehr eifriges Studium dessen treten, was die Geheimforscher der Welt mitteilen. Bei aller Geheimschulung gehört solches Studium zur Vorbereitung. Und wer alle sonstigen Mittel anwenden wollte, er käme zu keinem Ziele, wenn er nicht die Lehren der Geheimforscher in sich aufnähme. Denn weil diese Lehren aus dem lebendigen ‹inneren Worte›, aus der ‹lebendigen Einsprechung› geschöpft sind, haben sie selbst geistiges Leben. Sie sind nicht bloß Worte. Sie sind lebendige Kräfte. Und während du den Worten eines Geheimkundigen folgst, während du ein Buch liest, das einer wirklichen inneren Erfahrung entstammt, wirken in deiner Seele Kräfte, welche dich ebenso hellsehend machen, wie die Naturkräfte aus lebendigem Stoffe deine Augen und Ohren gebildet haben.» (4) Halten wir fest: Diese Lehren sind aus dem lebendigen ‹inneren Worte›, aus der ‹lebendigen Einsprechung› geschöpft, haben selbst geistiges Leben, sind lebendige Kräfte, und dann ist es nicht verwunderlich, dass Rudolf Steiner in seiner Vorrede zur sechsten Auflage der ‹Theosophie› schreibt, dieses Buch habe ihm bei der Umgestaltung zur Neuauflage «als ein Lebendiges gegenübergestanden»! Wir sind also beim Studium in den Bereich des Lebens gekommen, unter den Einfluss der Lebensprozesse, wobei ich mich jetzt auf den rhythmischen Prozess der Atmung konzentrieren möchte, auf die Atmung mit Rudolf Steiner und mit der Welt.

Die Welt wird zum Tempel

An Silvester 1922 hält Rudolf Steiner seinen letzten Vortrag im Ersten Goetheanum. Während er spricht, sind die Flammen zwischen den Holzwänden schon entzündet. Er spricht über den «Tempel», für viele Anwesende ist damals das Goetheanum der Tempel des Geistes. «Die Welt wird zum Tempel, die Welt wird zum Gotteshaus.» (5) «Das Leben ist ja ganz esoterisch», wird er ein Jahr später in dem Vortrag von 30. Januar 1924 (6) sagen, und in seinem dritten Brief an die Mitglieder von 3. Februar 1924 schreibt er: «Das Leben enthält an allen Orten viel mehr Esoterisches, […]».(7) Was meint er mit ‹esoterisch›? Im genannten Vortrag: «[…] das Esoterische besteht darinnen, dass man gerade sich in der energischsten Weise mit dem Leben und seinen Tiefen auseinandersetzen kann.» Man kann diese Worte so verstehen, dass es durch das Einleben in den Seeleninhalt des Verfassers für den Lesenden möglich wird, in den Tiefen seines Lebens zu erfahren, was Rudolf Steiner wie folgt umschreibt: «Wenn dann der Schüler nur genügend aufmerksam ist auf das, was ihm nun zustößt, nachdem er mit dem Geheimlehrer in Verbindung getreten ist, dann wird er das Mannigfaltigste bemerken können. Er wird finden, dass er nunmehr wie durch ‹Zufall› Erlebnisse hat und Dinge beobachten kann, denen er ganz gewiss ohne die Verbindung mit dem Geheimlehrer nicht ausgesetzt gewesen wäre.» (8) Es klingt wie ein persönliches Zusammenleben von Rudolf Steiner mit seinem Leser, möglich geworden durch dessen Gedankenanstrengungen und verstärkte Seelenkräfte. Ein intimer und lebendiger Atem zwischen dem Lesenden, dem Geheimlehrer und der Welt ist entstanden.

Die Art der Schilderung

Beim Studium der grundlegenden Werke Rudolf Steiners lebt man nicht nur im Inhalt des Textes, sondern auch in dessen Form, in der Art der Schilderung. Es gibt eine Einheit von Inhalt und Form. Dazu Rudolf Steiner in den Vorbemerkungen zur vierten Auflage der ‹Geheimwissenschaft›: «Wer auf den hier gemeinten Versuch der Darstellung einzugehen willens ist, wird vielleicht bemerken, dass manches, was dem trockenen Worte zu sagen unmöglich ist, durch die Art der Schilderung erstrebt wird. Diese ist anders zum Beispiel bei der Saturn-, anders bei der Sonnen- usw. -Entwickelung.» Man kommt also in eine erkennende Stimmung für die beschriebenen planetarischen Entwicklungen der Erde, sie klingen innerlich anders als bei den Beschreibungen der Entwicklungen von Saturn, Sonne, Mond und Erde.

Beim Studium der grundlegenden Werke Rudolf Steiners lebt man nicht nur im Inhalt des Textes, sondern auch in dessen Form, in der Art der Schilderung.

Auffallend sind auch die vielen Wiederholungen in den Texten. Man sollte dabei nicht abwinken mit: «Ach, das weiß ich doch schon!», denn so vergisst man, dass man es mit Lebendigem, mit rhythmischen Prozessen, die zum Leben gehören, zu tun hat. Es ist ein Leben, das den Lesenden fördert. Rudolf Steiner illustriert dies meines Erachtens in ‹Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?› anhand der vielen Wiederholungen in Buddhas Reden und in den Evangelien: Diese Wiederholungen «entsprechen gewissen Bewegungen rhythmischer Art im Ätherleib. […] Und weil diese Bewegungen ein Abbild sind bestimmter Weltrhythmen, […] so lebt sich im Hinhören auf die Weise Buddhas der Mensch in den Zusammenhang mit den Weltgeheimnissen hinein.» Man bringt sich somit in Einklang mit den Harmonien des Weltenalls; beim unbefangenen, tieferen Erleben können sie den Menschen «durchströmen mit einer Seligkeit, die er vorher nicht geahnt hat».

Imagination, Inspiration, Intuition

Das intensive studierende Leben mit der Anthroposophie entwickelt auch die Anlagen zu den übersinnlichen Fähigkeiten, der Imagination, der Inspiration, der Intuition. Für Rudolf Steiner war die Richtung umgekehrt; er ging aus von seinen übersinnlichen Wahrnehmungen und Erkenntnissen und formte diese in seinen Büchern in geschriebenes Wort. In der letzten Vorrede der ‹Geheimwissenschaft› von 10. Januar 1925 heißt es: «Der Inhalt des geistig Geschauten lässt sich nur in Bildern (Imaginationen) wiedergeben, durch die Inspirationen sprechen, die von intuitiv erlebter geistiger Wesenheit herrühren.»

Wir Lesenden sollten von dem geschriebenen Worte ausgehen. Für uns können die Beschreibungen der imaginativen Erkenntnisse ein Weg sein, um die schlummernden Anlagen zur eigenen imaginativen Wahrnehmung zu entwickeln. Das bedeutet noch nicht, die unterschiedlichen Elemente in den Imaginationen zu erkennen! Dafür muss die Inspiration zu Hilfe kommen, die den Zusammenhang, die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Elementen im Bewusstsein herstellt. Und wie lässt sich die Inspiration entwickeln? Rudolf Steiner: Man muss «sich von dem Hochschwung der Ideen in alle nur möglichen Gefühlserlebnisse versetzen lassen. […] Man möchte fast sagen: Schlimm genug für einen solchen, welcher in Nüchternheit solche Gedankengebäude erleben kann. Denn lebte er nicht in Nüchternheit, sondern durchlebte er alle durch sie möglichen Gefühlsspannungen und Gefühlslösungen, alle Steigerungen und Krisen, alle Fortschritte und Rückschritte, alle Katastrophen und Verkündigungen: dann eben würde in ihm der Mutterboden zur Inspiration selbst zubereitet.» (8) Und inspirative Erkenntnis würde enstehen! Eine anfängliche Ahnung von einem intuitiven Erleben der in der Entwicklung von Menschheit und Erde wirksamen geistigen Wesenheiten kann man beim tieferen meditativen Erleben spüren. Man fühlt sich dann den geschilderten geistigen Wesenheiten innerlich näher, lernt sie in ihrem Innern schon ein bisschen kennen, fängt an, sich innerlich mit ihnen zu vereinen, ohne sich selbst in ihnen zu verlieren.

Der Weg ist ein beweisender

Wie kann ich wissen, ob ich auf dem richtigen Weg bin? Gibt es einen Beweis für die Wirksamkeit des Studiums? Auch hier gilt, was für die Wirksamkeit aller geisteswissenschaftlichen Forschung gilt, dass das Beweisen etwas ist, was in diesem Falle nicht von außen geschehen kann. Rudolf Steiner ist sich darüber in der ‹Geheimwissenschaft› im Klaren: «Beim geisteswissenschaftlichen Denken liegt aber die Betätigung, welche die Seele beim naturwissenschaftlichen Denken auf den Beweis wendet, schon in dem Suchen nach den Tatsachen. Man kann diese nicht finden, wenn nicht der Weg zu ihnen schon ein beweisender ist. Wer diesen Weg wirklich durchschreitet, hat auch schon das Beweisende erlebt; es kann nichts durch einen von außen hinzugefügten Beweis geleistet werden. Dass man dieses im Charakter der Geheimwissenschaft verkennt, ruft viele Missverständnisse hervor.»

Um die Frage nach der Wirksamkeit des Studiums zu beantworten, hilft die Frage, die Rudolf Steiner in seinem Weihnachtsvortrag von 22. Dezember 1918 in Basel stellt: «Wie erfahre ich den Christus-Impuls in meiner eigenen Seele?» (9) Mit seiner Antwort gibt er einen Prüfstein für die Wirksamkeit des Studiums, was man als Ideal auffassen kann. Mit folgender Aussage Rudolf Steiners über die geisteswissenschaftlichen Gedanken möchte ich meine Betrachtung schließen: «Versuchen Sie, darauf zu kommen, dass diese Gedanken solche sind, welche eine wirkliche Speise der Seele sind, versuchen Sie, darauf zu kommen, dass durch diese Gedanken nicht bloß Gedanken in Ihre Seele einziehen, sondern das geistiges Leben, das herauskommt aus der geistigen Welt, durch diese Gedanken in unsere Seele einzieht. Machen Sie sich intim innerlichst eins mit diesen Gedanken, und Sie werden ein Dreifaches bemerken. Sie werden bemerken, dass diese Gedanken allmählich etwas in Ihnen selber austilgen, was insbesondere in unserer Zeit des Bewusstseinsseelenzeitalters so deutlich in die Menschenseelen hereinzieht: […] die Selbstsucht! Wenn Sie zu bemerken anfangen: diese Gedanken töten den Egoismus, lähmen die Selbstsucht –, dann, meine lieben Freunde, haben Sie verspürt das Durchchristete der anthroposophisch orientierten geisteswissenschaftlichen Gedanken. Und wenn Sie zweitens verspüren, dass in dem Augenblick, wo irgendwie in der Welt an Sie herantritt die Unwahrhaftigkeit, entweder indem Sie selber versucht werden, es mit der Wahrheit nicht genau zu nehmen, oder von anderer Seite Ihnen die Unwahrhaftigkeit entgegentritt, wenn Sie verspüren, dass […] ein Impuls dasteht neben Ihnen, der die Unwahrheit nicht in Ihr Leben hereintreten lassen will, der Sie immerzu mahnend auffordert, mit der Wahrheit es zu halten: […] dann haben Sie den Christus-Impuls in der zweiten Art gefunden. Und wenn Sie drittens auch noch fühlen, dass ausströmt von diesen Gedanken etwas bis in den Leib hinein, aber insbesondere in der Seele Wirkendes, Krankheit Überwindendes, den Menschen Gesundmachendes, Frischmachendes, wenn Sie verspüren die verjüngende, erfrischende, krankheitsfeindliche Kraft dieser Gedanken: dann haben Sie den dritten Teil des Christus-Impulses dieser Gedanken empfunden. […] Gedanken, die uns unmittelbar in Einklang versetzen mit den Harmonien des Weltenalls, weil sie aus den Harmonien des Weltenalls stammen.»


(1) Rudolf Steiner, Das Initiaten-Bewusstsein, die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung. GA 243.
(2) Rudolf Steiner, Die Geheimwissenschaft im Umriss. GA 13.
(3) Rudolf Steiner, Theosophie. GA 9.
(4) Rudolf Steiner, Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? GA 10.
(5) Rudolf Steiner, Vortrag 31.12.1922. GA 219.
(6) Rudolf Steiner, Vortrag 30.01.1924 in Dornach, publiziert in: Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Nachrichten für deren Mitglieder. 5. Jahrgang, Nr. 51.
(7) Rudolf Steiner, Briefe an die Mitglieder. GA 26.
(8) Rudolf Steiner, Die Stufen der höheren Erkenntnis. GA 12.
(9) Rudolf Steiner, Vortrag 22. Dezember 1918, Basel. GA 187.

Foto: Xue Li

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare