Europa steht in politischer und kultureller Hinsicht vor großen Herausforderungen. Sie lassen sich aus der Entwicklung der dramatischen Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Weltlage zwischen Ost und West verstehen.
100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg ist der Nationalismus im engherzigen Sinne noch immer nicht überwunden. Das von Woodrow Wilson formulierte Selbstbestimmungsrecht der Völker führt auch heute noch zu Abspaltungsbewegungen (unter anderem Katalonien). Dennoch rang sich die Europäische Union bis an die Grenzen von Russland und der Türkei durch, was ganz eigene Schwierigkeiten mit sich bringt. Mit der Bildung einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ging nicht in gleicher Weise eine allgemeine Verständigung über die kulturelle und geistige Identität Europas einher. Noch immer stehen sich weltweit ein wirtschaftlich orientierter Individualismus im Westen und ein Kollektivismus der Religion und Staatswirtschaft im Osten unversöhnlich gegenüber. Europa als Ort der Mitte, wo sich der ständige Selbstbesinnungsbedarf zuweilen auch als eine gewisse Verletzlichkeit zeigt, braucht vor allem ein geistiges Selbstbewusstsein: die ausgleichende Qualität der Mitte zwischen den Gegensätzen und eine Anschauung des Menschen, die eine seinem Wesen entsprechende Gesellschaftsordnung in kultureller, politischer und wirtschaftlicher Gliederung erfordert. Die Tagung möchte im gemeinsamen Austausch der Beitragenden und in Arbeitsgruppen diese Fragen von vielen Perspektiven aus bewegen.
Pfingsttagung ‹Wohin Europa?!› 18. bis 21. Mai 2018
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