Für die Freiheit, zu fragen

Gegenwärtig läuft auch die Unterschriftensammlung für den ‹Aufruf für ein freies Geistesleben an Waldorfschulen›, den eine Gruppe ehemaliger Schülerinnen und Schüler organisiert hat. Wir befragten Jonathan Ario, einen der Initierenden, warum sie sich für das Gelingen eines Diskurses einsetzen.


Weshalb sorgen Sie sich um die Freiheit des Geisteslebens in unserer Gesellschaft?

Weil die Corona-Maßnahmen zu einem Dogma erklärt wurden. Mit den Worten von Lothar Wieler, dem Direktor des Robert-Koch-Instituts: «Diese Regeln dürfen überhaupt nie hinterfragt werden.» Das steht im Gegensatz zu Rudolf Steiners Philosophie des freien Geisteslebens: «Wir müssen den Mut haben, kühn in das Reich der Ideen einzudringen, auch auf die Gefahr des Irrtums hin.»

Was passiert, wenn ich etwas als Verschwörungstheorie bezeichne?

Damit wird ein dialektischer Diskurs abgeblockt. Wahrheitsfindung setzt voraus, dass man sich beide Seiten anhört. Der Begriff Verschwörungstheorie beendet die Diskussion, bevor sie überhaupt angefangen hat. Es gibt Theorien, die bestimmte ethnische Gruppen pauschal abwerten. Diese Vermutungen lehne ich ab. Es gibt jedoch auch Theorien, die sich bewahrheitet haben, etwa jene, die Pharmakonzerne und Geheimdienste der Korruption verdächtigten, wie zum Beispiel beim Contergan-Skandal, bei der Iran-Contra-Affäre oder der NSA-Überwachung. Beim Begriff Verschwörungstheorie ist Differenzieren enorm wichtig.

Was setzt ein gelingender Diskurs über ein heikles Thema voraus?

Das eigene Ego zu kontrollieren, ist vielleicht das Wichtigste. Es hilft, sich zu fragen: Was ist das Bedürfnis des oder der anderen? Ist es der Wunsch, gehört und verstanden zu werden? Das Bedürfnis nach Sicherheit oder nach Freiheit? Den anderen Menschen als Menschen zu sehen, als Schwester oder Bruder, ist eine essenzielle Voraussetzung.


Mehr: ‹Aufruf für ein freies Geistesleben an Waldorfschulen›

Titelbild: Sofia Lismont

Print Friendly, PDF & Email

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Lieber Jonathan,
    deine Initiative ist sehr wertvoll, weil Menschen erkennen, dass du den Mut hast dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Es bräuchte viel mehr Waldorfschüler wie dich. Wir versuchen euch zu freien Menschen zu erziehen, darum ist es umso enttäuschender, wenn so viele ehemalige Schüler aus Steinerschulen in furchtbarer Anpassung den Sinn ihres Handelns sehen.
    Alles Liebe und viel Erfolg

  2. Euer Aufruf ist so wichtig und dringlich! Es ist ein Gebot der Stunde, sich klar für die Freiheit im Geistesleben zu positionieren und ein klares Zeichen insbesondere in die Waldorf-Kreise zu setzen. Es kann nicht sein, dass sich die Waldorfpädagogik derart primitiv spalten lässt von Politdarstellern und Trittbrettfahrern in den etablierten Medienbetrieben, welche inzwischen sehr viel Vertrauen bei der Mehrheit der Bevölkerung verspielt haben. Mehr Licht!, sagte Goethe kurz vor seinem Tod. Es ist so viel Aufklärung schon geleistet worden im Zusammenhang mit dieser “Pandemie”. Nun sollte dieses Licht weiter und heller ausstrahlen.

Letzte Kommentare