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Eurythmie ist am Puls der Zeit

Fragen an Elisabeth Viersen. ‹Salz der Erde› wird am 28. Oktober am Goetheanum aufgeführt, ein dramatisches Stück des Salinen-Eurythmie-Ensembles. Unter anderem mit einer Geschichte von Galsan Tschinag, Texten von Hilde Domin und Rudolf Steiner, begleitet von zeitgenössischer Musik.


Wie kann man heute ein freies Eurythmieensemble bilden?

Das wird jedes Mal etwas Eigenständiges, Einzigartiges sein und nicht nach einer Regel oder nach einer äußeren Struktur ablaufen. Trotzdem gibt es Gesetze. Der eurythmische Gestaltungswille jedes Mitgliedes nährt sich aus derselben Quelle und sucht die entsprechenden eurythmischen Stilmittel. Die Gemeinsamkeit im Übergeordneten zu finden – ohne die Eigenheiten des Ich zu beeinträchtigen, sondern womöglich zu fördern. In unserem Falle verfolgten wir u. a. die Intentionen, welche die dramatische Eurythmie anbietet und die Werner Barfod entwickelt hat; inhaltlich waren wir überzeugt von der Suche nach einer ‹Komposition›, einer Gesamtgebärde. Dann ist heute mehr denn je entscheidend für die Bildung eines Ensembles: Was verbindet uns − und nicht: was trennt uns, denn davon gibt es vordergründig immer recht viel. Und ein Gemeinsames im obigen Sinne mit Schauspielerinnen und Musikern.

Wie wird das Projekt finanziert?

Bis anhin haben zwei Mitglieder das Projekt privat finanziert − gleichsam wie Unternehmer – und Menschen, die sich in unserem Boot befinden, haben ihre Arbeit geschenkt. Sehr hohe Kosten sind entstanden und entstehen weiterhin. Eine Person in den Niederlanden, die uns die beiden Eurythmie-Aufführungen in Den Haag organisiert (van harte bedankt!), hat von zwei Stiftungen in den Niederlanden Geld zugesichert bekommen. Arbeit schenken: Ja! Die eigene Arbeit aber selbst bezahlen − das ist ein anderes. Wir sind sehr dankbar für Hinweise betreffend Sponsoring und für konkrete Unterstützung.

Welche Zugänge zur Öffentlichkeit bietet Eurythmie heute?

Jeder Mensch kann von der Eurythmie ‹angesprochen› werden. Durch die eurythmische Betätigung halte ich mich selbst zur Verfügung im Werden hin zu dem, wozu ich angetreten bin. Das ist das Zeitnotwendige heute! Jeder kann sich Zugang verschaffen zur eurythmischen Instrumentbildung. Diese Betätigung ist Brückenbetretung, Schwelle, irdische Welt – geistige Welt. Eurythmie bietet jene Willensschulung an, welche Bewusstseinsseelenbildung fordert und fördert. − So auch wirksam im pädagogischen Bereich wie im Heilwesen. In einer Aufführung, wenn es gelingt, kann der Zuschauer diese Möglichkeit ebenso erfahren. In unserem Programm mündet der Inhalt der Gesamtgebärde in Rudolf Steiners Worte (aus der ‹Geheimwissenschaft im Umriss›): «Die Erde ist der Beginn einer Entwicklung, durch welche eine neue Kraft in die Weisheit eingefügt wird […] Im Menschen der Erde muss die Kraft der Liebe ihren Anfang nehmen.» Wie eine Zuschauerin nach der Premiere erkannt hat: Hier liegt die Quintessenz unseres Programmes und auch der eurythmischen Tätigkeit selbst. Eurythmie bietet in diesem Sinne Einzelnen und somit der Öffentlichkeit Verwandlungshilfen!


Foto: Jannik Kaiser

Aufführungen:
28. Oktober, 17 Uhr, Goetheanum Grundsteinsaal
26. Januar, 20 Uhr Rudolf-Steiner-Haus Hamburg
2. Februar, 20 Uhr Nydeggstalden 34, Bern
Weitere Aufführungen in Planung

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