Ein Herz rast

Wie eine Pauke schlägt es manchmal, dabei aber ganz schnell, und macht die Brust weit. Als will sich ein Raum dehnen, strecken, eng Gewordenes beiseiteschieben. Bis zur Kehle und bis in den Darm dringen diese Schläge mit einem braunwarmen Timbre. Es könnte auch eine Kirchenglocke sein, aber nur der Mächtigkeit nach. Denn eigentlich klingt es wie schwingendes Ziegenleder auf einer riesigen Erdkerntrommel.


Dann kann man gar nichts tun, nur liegen und lauschen. Und fragt sich, fast ohne Angst, ob der Tod anklopft. Und wundert sich, dass dieses Herz verwundbar ist und dass nichts bleibt, wie es war. Fühlt sich ausgeworfen in die Welt, verloren gegangen, wie ein Fortgegebenes ohne Adressat.

Oder regt sich da ein neuer Lebenspuls?

Auf den Wellen dieser Schläge dringen Vogelstimmen herein und auch ein Anderssein. Die Welt verlangsamt sich und beginnt zu vibrieren. Schritte setzen sich wie zum ersten oder letzten Mal. Das ist nun gleich. Liebeworte in den Handflächen. Lichtkreise um die Augen. Und der Atem geht ruhig. Jemand ist nahe.


Titelbild Johannes Nilo, ‹Oh›, 2020, Pigment, Binder auf Leinwand auf Keilrahmen

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