Asiatische Assoziationen florieren

Wie ein chinesisches Sprichwort sagt: ‹Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.› Genau das haben die Mitglieder der World Goetheanum Association (WGA) Asia bei der Eröffnungssitzung dieser Veranstaltung getan.


Als chinesische Bürgerinnen und Bürger nicht ins Ausland reisen konnten und jene aus anderen Nationen immer noch Schwierigkeiten hatten mit neuen Covid-Viren, war eine hybride Konferenz die beste Alternative zu einem physischen Treffen für das erste WGA Asia Forum, das vom 23. bis 25. September 2022 stattfand. Hybrid bedeutete, dass das Rückgrat der dreitägigen Veranstaltung auf Zoom geplant war. Es trafen sich jedoch kleine Gruppen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern an vielen verschiedenen Orten persönlich. Auf diese Weise gab es nicht nur Teilnehmende aus so unterschiedlichen Ländern wie Indien, Nepal, Bangladesch, Pakistan, Vietnam, China, Japan, Singapur, Österreich, den Philippinen, Großbritannien, Deutschland, Korea, Malaysia, Hongkong, Russland, Rumänien und der Schweiz, sondern auch persönliche Treffen an Orten wie Chengdu, Peking, Puerto Princesa, Cebu, Hyderabad und Kathmandu. Die zweieinhalb Tage waren mit dem Kennenlernen von inspirierenden Menschen aus der ganzen Welt gefüllt. Neben den versierten Rednerinnen und Rednern hatte diese Konferenz ein sehr effizientes Team, das hinter den Kulissen arbeitete.

Der erste Tag

Am Freitag hielt Maximilian Moser aus Österreich einen Vortrag zu den ‹Wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Gleichgewicht von Mensch, Erde und Kosmos›. Er stellte seine Arbeit zur Gesundheitsunterstützung vor, von alltäglichen Plätzen wie Baustellen bis hin zu denen in der Raumfahrt. Es hat lange gedauert, bis wir uns der biologischen Rhythmen in der westlichen Medizin bewusst geworden sind. Während die räumlichen Aspekte der menschlichen Anatomie bereits im 16. Jahrhundert von Leonardo da Vinci und Andrea Vesalius genau beschrieben wurden, wurde die zeitbasierte Anatomie unseres Organismus – nachdem Rudolf Steiner darauf hingewiesen hat – erst in den 1950er-Jahren ernsthaft in Betracht gezogen. 2017 wurde der erste Nobelpreis für Medizin an ein chronobiologisches Forschungsteam verliehen, da die Medizin die Bedeutung der Zeitdimension für die menschliche Gesundheit erkannt hat.

Es ist eine große Errungenschaft der asiatischen Medizin, die Organuhr bereits vor mehreren Tausend Jahren beschrieben zu haben. Seit 1992 arbeitet Mosers ‹Human Research Institute› in Österreich daran, die Körperrhythmen im sogenannten Chrono-Kardiogramm, einer wissenschaftlichen Variante der chinesischen Organuhr, sichtbar zu machen. Seither konnten sie die Methode auf viele Fragen der menschlichen Gesundheit, der Prävention und des Wohlbefindens anwenden. Die Beiträge reichen vom russischen Raumfahrtprogramm bis hin zu einem Projekt zur Vermeidung von Unfällen auf Baustellen.

Der Vortrag wurde am Tag der Sonnenwende gehalten, dem Zeitpunkt, an dem Tag und Nacht auf dem ganzen Planeten die gleiche Länge haben, wenn Yin und Yang im Gleichgewicht sind. Wie hängt das Gleichgewicht des Menschen mit dem Gleichgewicht der Erde und des gesamten Kosmos zusammen?

Der zweite Tag

Der Morgen begann mit Landwirtschaft, Bildung und Gesundheit und zwei Diskussionsteilnehmenden. Shen Li vom College of Education and Administration der Normal University in Peking leitet die biodynamische Arbeit in China. Sein Beitrag vermittelte ein Verständnis für die Notwendigkeit und Unvermeidbarkeit des ökologischen Landbaus und wie man Kinder und Jugendliche in ihn integrieren kann. Arifa Rafee arbeitet als Netzwerkingenieurin und Bankangestellte und ist nach ihrer Ausbildung in biologisch-dynamischer Landwirtschaft Agripreneurin geworden. Sie engagiert sich aktiv im täglichen Betrieb der landwirtschaftlichen Abläufe und vermarktet ihre eigenen Produkte. Derzeit ist sie Schatzmeisterin der Biodynamic Association of India. Arifa erzählte von ihren Erfahrungen mit Kindern auf ihrer Farm. Sparsamkeit, die Verbundenheit mit Tieren und der Natur und das Bewusstsein für den Umweltschutz wurden von Kindern ohne formellen Unterricht erworben, nur indem sie sich an den Aktivitäten des Bauernhofs beteiligten. Dies hat ihnen in ihrem Erwachsenenleben sehr geholfen.

Bild: Seetha Anand Vaidyam

Ricardo Pereira präsentierte am Nachmittag das Enterprise Assessment. Derzeit ist er Forscher am Ruskin Mill Trust und promoviert (Coventry University, UK) zum Thema Community Supported Agriculture (CSA) und Abkopplung sozialer Sicherheit vom Arbeitsplatz in der Landwirtschaft, basierend auf dem dreigliedrigen sozialen Impuls. Die Sitzung war der Höhepunkt eines monatelangen Prozesses in der WGA Asia, in dem untersucht wurde, wie die eigentliche Zusammenarbeit und Assoziation beginnen kann. Mehrere Unternehmen hatten sich für diesen Prozess angemeldet und drei wurden ausgewählt, um sich mit ihren Potenzialen und Herausforderungen im Forum vorzustellen. Die Wirksamkeit der WGA Asia wird bewiesen, wenn dieser Prozess über das Forum hinaus fortgesetzt wird. Sind wir offen dafür, unsere Wunden und Misserfolge zu teilen? Sind wir offen dafür, Hilfe von Kolleginnen und Kollegen anzunehmen? Sind wir bereit, Herausforderungen in Fähigkeiten zu verwandeln, Schlechtes in Gutes?

Bernard Hanel aus Deutschland, der das World Child Forum ins Leben gerufen hat – das hofft, mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos gleichgestellt zu werden –, hat uns alle für sein Unterfangen begeistert. Offensichtlich wurden Kinder und Jugendliche als die eigentlichen Träger der Zukunft von den Planenden ebenso übersehen wie das Kind in uns allen, das spielen und berücksichtigt werden möchte. Hanel gründete das Forum, um eine lebenswerte Zukunft für die Kinder von heute in den Mittelpunkt zu stellen. Er stellte die Initiative vor und rief zur Zusammenarbeit auf.

Der dritte Tag

Es gab eine gemeinsame Vormittagssitzung zwischen Korea und Japan. Konomi und Ben Campbell besitzen eine 110 Hektar große biodynamische Farm in Japan. Sie teilten ihre erstaunlichen Erfahrungen, bei null anzufangen und eine CSA-Farm von solcher Größe zu betreiben. Ihre Fotos waren so inspirierend, dass die Chatbox sofort viele Anfragen hatte, wann man sie besuchen könnte. Sie sprachen über Lehrlinge, die dort arbeiten, den Hof leiten und die Produkte vermarkten. Alles in allem war es ein Vortrag, der viele motivierte, Landwirtschaft zu betreiben oder auf Bauernhöfen zu arbeiten. Jiyoung Moon ist die Geschäftsführerin der Hansalim Cooperative Federation in Korea. Hansalim ist die weltweit größte Genossenschaft für landwirtschaftliche Verbraucher. Selbst in einem virtuellen Forum konnte man die Brillanz, Fähigkeit und Güte dieser ‹Eine-Frau-Armee› spüren. Hut ab! Sie sprach über Advocacy-Kampagnen für reine Lebensmittel, eine Gemeinschaftsküche in Korea und die Verbindung zwischen Landwirtschaftstreibenden und Verbrauchenden, die von der Hansalim-Kooperative unterstützt wird. Moons subtiler Humor und ihre Aufrichtigkeit hatten alle berührt.

Umwandlung

Nachdem sich viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Face-to-Face-Hubs trafen, Eurythmie machten, malten, spazieren gingen oder einfach nur die bisherigen Inputs diskutierten, begannen die Abschlusssitzungen des Forums um 16 Uhr Manila-Zeit mit dem erfahrenen und freundlichen Masaya Koriyama aus Japan. Nachdem er nach der Katastrophe von Fukushima in den Regierungsreihen bei der Abschaffung der Atomkraft in Japan geholfen hatte, kehrte er in die Landwirtschaft zurück, um sein langfristiges Ziel zu verfolgen, die Landwirtschaft auf organisch umzustellen. Auf dem Weg dorthin engagiert er sich in verantwortungsvollen Gremien und unterstützt auch die Bemühungen, organische Lebensmittel so weit verbreitet wie möglich in die Schulen zu bringen. Er teilte seine Erfahrungen, organische Lebensmittel zu einem Teil der Schulmahlzeiten zu machen und die Unterstützung von Müttern zu gewinnen, um Kindern gute Lebensmittel zu bringen.

Das Ende des Forums wurde in kleinen Gruppen in virtuellen Räumen vorbereitet. Jeder einzelne Teilnehmer und jede einzelne Teilnehmerin hatte einen Vorsatz und setzte sich ein Ziel, das in naher Zukunft erreicht werden sollte. Es gab einfache und hochgesteckte Ziele, aber es war klar, dass alle Teilnehmenden eine Mission mit sich nahmen, unabhängig von der Größe. Es gab so viel Lernen und Teilen. So viele Menschen arbeiteten hinter den Kulissen, um diese erstaunliche hybride Veranstaltung, die gleichzeitig auf der ganzen Welt stattfand, zu übersetzen, zu moderieren, zu planen und zu regulieren.

Am zweiten und dritten Konferenztag waren 55 bis 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt anwesend. Ein solcher Austausch inspirierender Erfolgsgeschichten, Beispiele von Prüfungen, denen wir uns gestellt und die wir überwunden haben, und die Früchte harter Arbeit – sind in der Tat das, was wir brauchen, um motiviert zu bleiben, mit Begeisterung und Entschlossenheit voranzukommen.


Übersetzung Monika Werner

Bild Kathmandu, Foto: Raimond Klavins, Unsplash

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