Viel ist vom antiken Eleusis, nordwestlich von Athen, nicht mehr zu sehen. Das meiste stammt aus römischer Zeit. Doch eines überwältigt: der weite Platz des Telesterions. Tausende Menschen standen in der Zeit der eleusinischen Festspiele auf der großen Fläche oder saßen auf den in den Fels gehauenen Sitzreihen und blickten auf den Tempel in der Mitte, das Anáktoron. Hier fand wohl die eigentliche Einweihung statt. So geschützt und verborgen die Einweihung lief, so öffentlich war ihre Stellung; das ahnt man noch heute, wenn man über die weitläufige Fläche des Telesterions läuft. «Wer geschaut und verstanden hat, was in den Mysterien von Eleusis gezeigt wird, der kommt nach dem Tode nicht im Schlamm zu liegen», so verrät der griechische Dichter Pindar. Das nachtodliche Leben verstehen zu lernen, beginnt beim Brückenschlag von Ich und Menschheit, denn erst durch mehrere Leben in unterschiedlichen Zeiten, Räumen und Körpern, wird man Teil der Menschheit. In Eleusis erzählen es die stummen Steine: der weite Platz für alle – Bild der Menschheit und der Tempel in der Mitte für Einzelne – Bild des Ich.
Bild Eleusis-Motiv als Relief, Foto: Carole Raddato