Wenn sich etwas rührt

Fast drei Meter war sie groß, die Puppe, die Christopher Marcus vor bald 20 Jahren für die Inszenierung von ‹Kaspar Hauser› am Goetheanum auf die Bühne stellte. Im Vorfeld gab es dazu einen Workshop, für alle auf und hinter der Bühne, um sich mit einer Puppe vertraut zu machen.


So hatten wir eine ein Meter lange Holzgestalt liegend vor uns. Die Aufgabe: Schenk ihr Leben! Also ließ man die Puppe sich strecken, hob mit dem Griff am Rücken ihren Rumpf. Es dauerte nicht lang, bis jeder von uns den Zauber entdeckt hatte: Je kleiner die Bewegungen wurden, ja zur Regung sich verdünnten, desto lebendiger wurde der Lattenmann da vor uns auf dem Tisch. Wo sich sein hölzerner Brustkorb nur Millimeter hob, war die Magie am größten. Seither weiß ich: Puppenspieler und -spielerinnen kennen und lieben die Größe der kleinen und kleinsten Bewegung, den geheimnisvollen Übergang, wenn etwas ruht und sich dann mit einem Male rührt, wenn das Leben sich zeigt, der Geist einfährt. Nathaniel Williams ist ein Puppenspieler.


Bild Ruth Kress und Nathaniel Williams erzählen ‹Von der Reise des Friedensstifters›, Foto: Fumie Ishii.

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