Urbild der Einweihung

Vor 700 Jahren hinterließ eine große Persönlichkeit des westlichen Geisteslebens ein Hauptwerk des esoterischen Christentums. In Dantes Schriften wird der Prozess der christlichen Initiation deutlich, insbesondere in seinem Hauptwerk, der ‹Göttlichen Komödie›, die in der Dunkelheit der unterirdischen Welt beginnt. Marcus Schneider zeigt, wie diese grandiosen und gewaltigen Bilder, die nichts von ihrer Kraft verloren haben, im irdischen Schicksal ihres Verfassers verankert sind.


Was muss das für ein Geist gewesen sein, welche Vereinigung von Scharfsinn und Intuition, welches tiefe Nachdenken und welcher Flug der Fantasie! […] Das Ganze bleibt doch eine Schöpfung, wie sie keinem anderen je gelungen ist noch gelingen kann. Die Göttliche Komödie ist nicht zu übertreffen, ist unerreicht und einzig in ihrer Art.

Johannes Haller, Basel 1954

September 1321, Ravenna

Erst nach seinem Tod sollte Dantes Schrift ‹de monarchia› erscheinen. Sie sorgte für ungeheures Aufsehen, und nur wenig fehlte, dass sie auf den Index der Inquisition gesetzt worden wäre. Das sollte allerdings 1554 doch noch geschehen und erst im 20. Jahrhundert durch Leo XIII. wiedergutgemacht werden. Die letzten Bücher des Hauptwerks, der ‹divina commedia› gar, hatte Dante zu Lebzeiten nicht durch Abschriften zu verbreiten gewagt. Sie enthalten die esoterische Einweihung in die Saturn-Sphäre, den Fixsternhimmel, das Empyräum, die erstmalige Darstellung eines Rosenkreuzes in Gestalt der Himmelsrose – diese Texte waren durch die Söhne des Dichters in einem getarnten Mauerversteck verborgen gehalten und erst spät der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

Dante Alighieri war im Spätsommer 1321 von einer Auslandsmission nach Venedig malariakrank nach Ravenna zurückgekehrt. Die Mission hatte der Regelung politischer Wirren gegolten, wie sie damals zwischen Kaiser- und Papsttum Italien erschütterten. Es galt, die Kräfte der kaiserlichen Ghibellinen gegen die französisch-päpstliche Allianz, die Guelfen unter Johannes XXII., zu stärken. In der Nacht vom 13. auf den 14. September 1321 verstarb Dante im Alter von 56 Jahren, erhielt ein feierliches Leichenbegängnis der Stadt und ein Grabmal in der Kathedrale: Bis heute ruhen die Gebeine des größten Florentiners also in der Fremde, haben die Ravennaten es beharrlich abgelehnt, sie an die Heimatstadt Dantes, Florenz, zurückzugeben, wiewohl der Ruf danach ebenfalls bis heute nie verstummt ist. Im Jubiläumsjahr 2021 kämpft der Nachfahre des Dichters in 19. Generation, Sperello di Serego Alighieri, um Rehabilitation seines großen Ahnvaters und Bereinigung von Verbannung und Todesurteil.

Denn dieses Genie, Musterbeispiel des ‹uomo universale› seiner Epoche, war politisch verdächtig und in seiner Liebe zu geistiger Unabhängigkeit zeitlebens umworben, ruhmreich, bedroht und verfolgt gleichermaßen. Noch im Jahr zuvor hatte Dante in Verona vor den versammelten Gelehrten der Stadt, in lateinischer Sprache, einen physikalischen Vortrag «de aqua et terra» vorgetragen – also in scholastischer Tradition und Form; und es dennoch abgelehnt, sein dichterisches Werk in lateinischer Sprache zu veröffentlichen, um damit, etwa in Bologna, eine Dichterkrönung zu erlangen. Dantes Freiheit wurzelt in der Liebe zu schöpferischer Sprache und im Sprachgeist selbst; davor hatten alle irdischen Mächte und Bestrebungen zurückzutreten. Gleichzeitig führte sie ihn aber in Exil und Verbannung, wurde Leid und Schicksal. Das Motiv, das hier begegnet, ist dasselbe, das uns, etwa im Fall eines Hegel, eines Hauser, eines Hölderlin schon bekannt sein kann: das Motiv der ‹Heimatlosigkeit›. In den ravennatischen Auseinandersetzungen 1321 tritt es mit aller Konsequenz zu Tage.

Entwurzelung als Chance

Manfred Krüger in Nürnberg war wohl der Erste, der eine profunde Erkenntnis über das Wesen moderner Heimatlosigkeit vorzulegen vermocht hatte; dies geschah in seinem Werk über ‹Die Erkenntnis der Engel›. Heimatlos ist zunächst der Mensch, der seine Heimat verloren hat; gleichzeitig bedeutet es eine innere Ent-Bindung, die nicht unbedingt mit äußerer Heimatlosigkeit verbunden zu sein braucht: Der Mensch löst sich von seinem naturgegebenen Boden, von Volkstum und Sprachgebrauch, wird dadurch frei für übergreifende Impulse – städteübergreifend, menschheitlich, zeitgeistig. Rudolf Steiner beschreibt sogar eine Heimatlosigkeit, die ein Umweg ist, auf den Boden seiner eigenen Volkssubstanz mit eigener Mission wieder zurückzukehren und so erst recht Einklang mit den ursprünglichen Wurzeln zu finden. Dadurch wird er ein echter Repräsentant seines Volkes, seiner Zeit; letztlich wird er es, weil er unter der Inspiration eines höheren Wesens – eines Erzengels in diesem Fall – steht.

Ebendies hatte Dante durchlebt. Mit dreißig Jahren hatte er die aristokratische Gemma Donati geheiratet, eine Frau, die in keinem seiner Werke Erwähnung findet. Damit endete die erste Phase seiner Biografie, die von Kunst, vielfältigem Studium der Alten, der Philosophie, zeitweilig der Rechte auch und der Medizin geprägt war. Nun wandte sich Dante der Politik zu. Auf diesem Feld trug ihn seine überragende Bildung, Intelligenz und Diplomatie durch seine Laufbahn in hohe Ämter der Stadtrepublik von Florenz. Damit aber geriet er auch in die Wirbel der Stadtgeschichte, zwischen neureiches Bürgertum, alte Feudalaristokratie, Spaltgruppen von Kaiserlichen und Päpstlichen unter wiederum beiden – zwischen ‹popolo minuto›, ‹popolo grasso›, ‹bianchi›, ‹neri›. So trug sich Dante in die Zunft der Ärzteschaft ein, wurde dadurch regierungsberechtigt.

Mit 35 Jahren, dem Alter der Lebensmitte, bekleidet er das Amt des Priorates, die höchste Würde der Stadt. Als Prior wurde er nach Rom in heikler Mission zu Papst Bonifaz VIII. entsandt; heikel, weil es um die Regelung der Stellung zwischen Franzosen, Deutschen und Ansprüchen des Laterans der Republik Florenz gegenüber ging. Damals war es, dass er das stolze Wort ausstieß: «Se io vo, chi rimane; se io rimango, chi va?» Diese Mission nach Rom ging nicht gut aus. Sie sollte das Ende von Dantes politischer Existenz in Florenz bedeuten. Denn während seiner Abwesenheit ritt Karl von Valois widerstandslos in Florenz ein; der vertriebene Corso Donati kehrte heim, es war der Ausbruch von Plünderungen, Brand, Mordanschlägen, die Stimmung schlug um, Dante war die Heimkehr versperrt. In Abwesenheit erfolgte Versiegelung seines Palazzo, Einzug des Vermögens, Entrechtung und schließlich Verurteilung zum Tod. Seitdem muss Dante heimatlos durch Städte ziehen, von Mäzenen leben, Sekretärsarbeiten annehmen, Flucht und Armut prägen nunmehr die Existenz eines ‹exul immeritus florentinus›.

Wie salzig schmeckt doch andrer Leute Brot,
Wie hart ist’s, fremde Stiegen steigen […].

Der Gerichtsentscheid vom 27. Januar 1302 hatte Sturz, Lebenswende, Neuorientierung zur Folge – und die Einsicht, dass er sich von Ehrgeiz, Erfolg und Lust an der Macht hatte «in einen dunklen Wald» verlocken lassen, wodurch er vom rechten Lebensweg abgekommen war. So steht es auch in den berühmten ersten Zeilen der ‹divina commedia›:

Wohl in der Mitte unsres Lebensweges
geriet ich tief in einen dunklen Wald,
sodass vom graden Pfade ich verirrte.

Es sollte sich an ihm das Schicksal der Heimatlosigkeit erfüllen.

Tiefe Wurzeln in der Kindheit

Als Dante zur Welt kam, am 5. Juni 1265, war eben die kaiserlose Zeit, das Interregnum. Weil der Erzrivale Pisa ghibellinisch war, hielt es Florenz mit den Guelfen. Die Donati etwa gehörten zu den führenden Vertretern der Guelfen-Partei. Ein Mitläufer, aber kein Akteur, war dabei Dantes Vater.

Entsprechend kommt er in allen drei Reichen der ‹divina commedia› nie vor, auch nicht sein Großvater. Wohl aber der Ururgroßvater, Cacciaguida, der auf einem Kreuzzug zum Ritter geschlagen ward und auf den Dante stolz war. In früher Kindheit hatte er die Mutter verloren. So ist ihm von Anfang an die Suche nach dem Ewig-Weiblichen angeboren: nach der Maria, Lucia, Sophia, verklärt in Beatrice, deren Sendbotin.

Bilder v. l. Gustave Doré, Illustrationen zur ‹Göttliche Komödie›, Biblioteca Classica Illustrata. Die Harpyien quälen sich vor Dante und Virgil, Inferno, Canto XIII (1), Purgatorio, Canto X (2), Paradiso, Canto XII (3).

Wohl bei den Minoritenbrüdern der Franziskaner war Dante zur Schule gegangen. Von da besaß er die religiöse Glut, die Liebe zum Heiligen, die allumfassende Selbsthingabe an das Himmlische, die theologische Basis. Mit neun Jahren, Zeitpunkt des biografischen Rubikon, trifft ihn der Blitz der Liebe zu Beatrice. Dieser Blitz ergreift sein ganzes Sein und Wesen, ist eine Herzenserweckung. Alle drei Schichten seiner Existenz schildert er als davon berührt: «lo spirito della vita», im Herzen, «lo spirito animale», im Hirn, «lo spirito naturale», der allen Lebenswillen durchzieht. So ist es bereits beim Neunjährigen, wo die Liebe den Knaben dreifach ergreift, sich ihm später zum Ich zusammenschließen wird. Neun Jahre später, nunmehr im ersten Mondknoten, erfolgt die zweite Begegnung mit Beatrice, diesmal in Begleitung zweier Frauen, insgesamt in Weiß, Purpur, Grün – und hier ist es, wo sie ihn anspricht. Dieses Ansprechen ist der Mysterienruf, ist hermetische Berufung:

Mir schien, ich erblickte die äußersten Grenzen meiner
Glückseligkeit. Und weil es das erste Mal war, dass ihr Wort
sich für mein Ohr durch den Raum bewegte, wurde ich von
solcher Süße erfüllt, dass ich wie trunken vor den Menschen floh,
mich einsam in meine Kammer zurückzog und begann,
über die holde, hohe Frau nachzusinnen.

Als junger Mann war Dante Schüler des Juristen, Wissenschaftlers, Dichters und Platonikers Brunetto Latini gewesen. Diesem Lehrer war ebenfalls ein heimatloses Schicksal zuteil geworden – in dessen Folge er nach Chartres gereist, die Göttin Natura erforscht, erlebt und seinen ‹tesoretto› verfasst hatte. Das alles hatte sich während Dantes erstem Lebensjahrsiebt abgespielt. Latini war ab 1267 wieder in Florenz, wurde Dantes Mentor und Lehrer, verstarb 1294. Manche seiner Schilderungen aber im ‹tesoretto› nehmen Dantes spätere Weltsicht und Jenseitsschau vorweg, und er hat ihm im ‹inferno› der ‹divina commedia› ein Denkmal gesetzt.

So sind die Wurzeln der späteren poetischen Kraft jenseits des Politischen in Dantes Kindheit und Jugend angelegt. Dies ist auch ein wunderbares Beispiel dafür, wie aus unbewussten frühen Erfahrungen, wenn sie nur tiefe und liebende Erlebnisse sind, Blüten der zweiten Lebenshälfte aufgehen können.

‹Vita nova› – Urbild der Einweihung

Die ‹Vita nova› ist die moderne, erstmalige, klassische Beschreibung einer Erweckung des höheren Selbst durch mystische Kraft der Liebe. Sie ist Dantes bedeutendstes Jugendwerk, entstand ein Jahr vor Brunetto Latinis Tod, ward erst 1576 gedruckt. Sie ist in der damaligen florentinisch-umbrischen Umgangssprache, dem italienischen ‹volgare›, verfasst und gilt als Begründung des neuen «dolce stile nuovo», der Dante als Minnelyriker und Esoteriker berühmt machen sollte.

Schauplatz der ‹Vita nova› ist der einsame Innenraum des Dichters – «die Kammer», in die er sich zurückzog. Hier werden wir Zeuge, wie die augustinische ‹memoria› Quelle wird für Erinnern, Besinnen, Erschauen als esoterischem, christlichem Schulungsweg.

Entsprechend werden die drei Frauen, in deren Mitte dem Jüngling die Beatrice erschien, zu platonisch-christlichen Seelenpfaden: Weiß, purpur, grün stehen hier so für die Christlichen Kardinaltugenden Glaube – Liebe – Hoffnung, wie Beatrice für die Reinigung steht, die Katharsis; Lucia für die Erleuchtung, die Ellampsis; Maria für die Henosis, die Gotteinigkeit. Die liebende Erweckung, oder erweckende Liebe, schildert nun, wie die Entwurzelung im Irdischen zu neuer Beheimatung im Übersinnlichen führt:

[…] alsbald wurden meine Sinne, da ich mich in solcher Nähe der
holdseligsten Frau sah, durch die Gewalt der Liebe so verwirrt,
dass nichts an mir lebendig blieb als die Geister des Gesichts […].
Ich stand mit den Füßen in jenem Lebensbereich, von wannen es keine Rückkehr gibt […].

Mit der ‹Vita nova› hatte sich der junge Dante, noch vor der politischen Laufbahn und deren jähem Ende, seinen Platz auf dem Parnass der modernen Literatur und Minnelyrik erworben. Bedeutend ist, dass er damit das alte, scholastische Latein entthront, Italien aber mit dem ‹volgare› zum ersten Mal Dichtung eigner Sprache schenkt – geschöpft aus dem Sprachgenius der Volksseele, der anbrechenden Renaissance, deren Prophet er damit wird – wie Homer es geworden war für die Sprache von Hellas.

Mit der ‹Vita nova› wurde Dante die erste Kompetenz christlicher Esoterik in seiner Zeit.

Bilder v. l. Gustave Doré, Illustration zu ‹Göttliche Komödie›, Biblioteca Classica Illustrata. Paradiso, Canto XXXI., Beatrice, Inferno, Canto II.

Kompetenz der Schwelle

Von nun an arbeitet der Dichter aus der Gewissheit: Einfache Wahrheit gibt es nicht. Alle Mysteriendichtung trägt vier Schichten: eine buchstäbliche, eine allegorische, eine moralische, schließlich eine anagogische. Daher brauchen hermetische Schriften mehrfache Lektüre – wie es bereits Thomas Mann für den ‹Zauberberg› empfohlen hat: «[…] es werden ja, in Gottes Namen, nicht geradezu sieben sein!» Die Schulung beruht im allmählichen Entfalten der vier Schichten, die niemals auf ersten Anhieb verständlich und durchschaubar sein können. So ist es in der ‹divina commedia›, und ist das Dante’sche Italienische eine Geheimsprache der Minne-Schule geworden; deren Geheimbund die ‹fedeli d’amore waren›, die Getreuen der Lieben, die eigentlichen Esoteriker der Renaissance. In dieser Sprache meint ‹amore› zuerst Zuwendung, im buchstäblichen Sinn, dann aber Sehnsucht, Gefolgschaft, Gotteinigung.

Die Stufen dieser Einweihung bringen so den ‹Aspiranten› hervor – er vernimmt den Ruf der Hohen Frau; den ‹Postulanten›, der gegrüßt wird durch sie; den Auditor, der das Gehörte mit Sinn erfüllt; schließlich den ‹Ministranten›, den Diener, von der Hohen Frau geküsst und eins geworden mit der göttlichen Weisheit der Sophia. Dieser Vierheit der Einweihung entspricht die klassische Dreiheit der Selbstwahrnehmung und Verwandlung an der Schwelle zur Geisterfahrung. Klassisch, weil sie als drei Tiere am Abgrund schon bei Jeremias 5 geschildert sind: der Löwe, der dich zerreißt, der Wolf, der dich verdirbt, der Pardel, der dir auflauert. Am Eingang zu Dantes Inferno sind es: der Luchs, behänd, gescheckt; der Löwe, der die Luft erbeben lässt; die Wölfin, mit «magerm Leib, beladen mit jeglicher Begier». Wie Arthur Schult gezeigt hat, sind die drei Tiere hier Realsymbole kosmisch-planetarischer Mächte. Ein Hüter steht am Felsentor zum Eingang – und entpuppt sich als der schützende Begleiter ‹Vergil›, das Vorbild Dantes für einen eingeweihten Gang zur Unterwelt.

Lombarden waren meine Eltern beide,
und Mantua war ihre Vaterstadt,
unter Julius ward ich geboren
und lebt in Rom, zur Zeit der falschen, lügenhaften Götter […]

Wenn also noch im heidnischen Rom geboren, ist doch ‹Vergil› als Verfasser der ‹Aeneis›, als Schüler der Mysterien von Eleusis, der kompetente Schilderer des Ganges in die Unterwelt, und er ist der Autor der Gründungsmythe Roms.

Formkraft im Chaos

Unsere Zeit versinkt im Chaos der Netze, Informationen, Medien, der wahren, halbwahren und lügenhaften Botschaften. In Dante erlebten die Jahrhunderte seit ihm Formkraft, Wahrheitswillen, eine Verwandlungsfähigkeit des Menschen, der durch Abgründe geht, sich läutert, klärt, der zu gültigen Wahrheiten durchdringt. Robert L. John hat vor zwei Menschenaltern gezeigt, dass dies möglich war, weil Dante seit 1307 dem Templerorden verbunden war, seine Schulung kannte, in Paris Zeuge seiner Vernichtung war. Das Böse in seiner historisch schwärzesten Form hatte er erlebt, aber auch gezeigt, dass der Mensch die Kraft in sich trägt, durch Geduld, Wahrheitswillen und Liebe den eignen Weg zu den Sternen zu gehen.

Diese Formkraft hat seither nicht aufgehört, die Menschen zu schulen, zu wecken, zu inspirieren. Giuseppe Verdi hat, als letzte Komposition, des Heiligen Bernhards Gebet aus dem ‹Paradiso› der ‹divina commedia› vertont. Michelangelos ‹Jüngstes Gericht› ist ohne Dante nicht denkbar. Franz Liszt hat Dante eine Symphonie, eine Sonate auch gewidmet; Botticelli hat die wohl feinsinnigsten Zeichnungen, Doré die dramatischsten Stiche zu Dante geschaffen.

Am tiefsten greift immer eine Studienarbeit an der ‹commedia›, wo sie vermag, innere Kraft der Auferstehung zu vermitteln. Dies tut sie nicht durch Bildungswissen und philologischen Fleiß, sondern durch die rosenkreuzerisch-christliche Kraft, deren vornehmste Blüte sie ist.

Nicht umsonst hat Dante die Hermetik der ‹divina commedia› auf sieben Tage verteilt: beginnend mit zwei Tagen Abstieg in das Erdengrab ab Karfreitag, Wiederaufstieg an Ostern, Eintritt in die höheren Sphären und kosmische Schau am siebten Tag. Es ist der Weg des Menschen.


Veranstaltung Der Verfasser erteilt einen Kurs ‹Dante und christliche Esoterik› 27./29. Mai 2022, Spöktal, in 29646 Bispingen/Heide.

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